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Ein schwimmender Bagger soll verhindern, dass der Inkwilersee immer weiter zuwächst. Nun haben die Bauarbeiten auf dem Wasser begonnen.
Der Inkwilersee: ein Ort zum Erholen und Auftanken. Zumindest war er das bis Anfang Oktober. Nun haben auf dem See zwischen dem solothurnischen Bolken und der Berner Gemeinde Inkwil nämlich lärmige Baggerarbeiten begonnen. Mit der Sanierung wollen die Kantone Solothurn und Bern sowie die Gemeinden Bolken, Inkwil und Etziken verhindern, dass der See verlandet. Dieser wächst immer mehr mit Wasserpflanzen zu und füllt sich mit organischem Material. Wenn man nichts dagegen unternimmt, wird aus dem See irgendwann Festland.
«In den ersten drei Oktoberwochen hat der Bagger mit einem grossen Rechen das Sediment durchgekämmt und die Seerosenwurzeln und das Treibholz so gut wie möglich entfernt», sagt Lukas Egloff vom Amt für Umwelt des Kantons Solothurn. Nun könne die Entnahme des Sediments und damit das Kernstück des Sanierungsprojekts beginnen. Der schwimmende Saugbagger wird auf einem rund 15 Meter breiten Streifen eine etwa meterdicke Sedimentschicht am Seegrund abtragen. Über eine schwimmende Transportleitung wird das Schlamm-Wasser-Gemisch an Land geleitet, wo es entwässert wird.
Arbeiten auf einem schwimmenden Bagger? Klingt nicht ganz ungefährlich. «Bei den Baggerarbeiten auf dem Gewässer müssen immer Schwimmwesten und Ölbindemittel mitgeführt werden», so Egloff. Bei schwierigen Wetterverhältnissen – zum Beispiel wenn es stürmt – werden die Arbeiten kurzzeitig gar eingestellt.
Die Entnahme ist nur eine Massnahme von vielen, welche im und um den See realisiert werden. Seit einigen Jahren leitet eine Tiefwasserableitung sauerstoffloses und nährstoffreiches Seewasser von der tiefsten Stelle in den Seebach. Das sauerstoffreiche Wasser verbleibe so länger im See. Zudem wurden auf der Solothurner Seite Absetzbecken gestaltet, wo sich abgeschwemmtes Material ablagert. Dies bremst die Verlandung des Sees. Die Absetzbecken werden periodisch ausgebaggert. Die Abwasserbelastung des Sees sei in den letzten Jahren stark reduziert worden. Der Solothurner Naturschutz habe zudem verschiedene Uferbereiche aufgewertet. Der Ufergürtel sei heute artenreicher. Problempflanzen werden regelmässig bekämpft. (LEN)
Aus dem 15 Meter breiten Streifen werden vorgängig die grossen Teichmuscheln entfernt. Dafür suchen Taucher den Seegrund ab, packen die Muscheln in Säcke und transportieren sie per Ruderboot in eine Schutzzone, wo die Muscheln im Flachwasserbereich wieder ausgesetzt werden. Bereits im September habe eine Umsiedlungsaktion stattgefunden, bei welcher man die Muscheln bei der grossen Insel auf dem See ausgesetzt habe.
Optisch werde sich der Inkwilersee kaum verändern. «In den ersten Jahren nach der Massnahme werden die Seerosen etwas weniger Seefläche bedecken», sagt Egloff. Längerfristig sei die Massnahme für den Besucher kaum wahrnehmbar, da die Sedimententnahme unter der Wasseroberfläche erfolge. «Aufgrund der heutigen Verlandungsrate muss man die Massnahme wohl in ein bis zwei Generationen wiederholen», so Lukas Egloff. Ziel sei, die Lebensdauer des Sees zu verlängern, da er viele seltene Tierarten beherberge und als Naherholungsgebiet diene. «Auch unsere Nachfahren sollen den See noch besuchen können».
Den Grossteil der Kosten von 1,7 Millionen Franken übernehmen die Kantone Bern und Solothurn. Daneben engagieren sich die Gemeinden Bolken, Etziken und Inkwil. Zudem wird das Projekt finanziell von den Energiekonzernen Alpiq und BKW unterstützt.
Der Inkwilersee ist natürlicherweise ein nährstoffreicher See. Seit mehreren Jahrzehnten verlandet er laut Egloff aber deutlich schneller als unter natürlichen Bedingungen. Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und der Siedlungsentwässerung haben das Algenwachstum angekurbelt.
Dennoch würde eine verminderte Zufuhr an Nährstoffen in den See diesen Vorgang laut Egloff nur sehr langsam beeinflussen, da in den Sedimenten ein grosser Nährstoffvorrat gebunden ist. Unter sauerstofffreien Bedingungen, wie sie im Sommer im tiefen Gewässer vorherrschen, gehen diese Nährstoffe wieder in Lösung und stehen so den Algen und Wasserpflanzen zum Wachsen zur Verfügung – ein Kreislauf, den man mit der Sedimententnahme zu unterbrechen versucht.