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Solothurn
Kanton Solothurn
Artenreiche Strassen- und Waldrandböschungen sind wichtige Vernetzungsachsen und Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Durch deren Pflege und Förderung konnte der Kanton Solothurn die Biodiversität erhöhen – der Erfolg ist bereits sichtbar.
Hintergrund: Im Kanton Solothurn wurde die Biodiversität an Strassen- und Waldrandböschungen auf Grund einer kantonsrätlichen Interpellation im Herbst 2015 breit diskutiert. Das Amt für Verkehr und Tiefbau sowie die Raumplanung haben gemeinsam mit Pro Natura Solothurn das Bewusstsein dafür geschärft und gemeinsam den Handlungsbedarf für eine naturnahe Gestaltung und Pflege erkannt.
Das grösste Optimierungspotenzial bezüglich Artenvielfalt und Kosten besteht darin, nährstoffarme Strassenböschungen und Rabatten zu fördern. Diese müssen nur einmal und eher später im Jahr gemäht werden, das Schnittgut wird abgeführt. Mäharbeiten, die primär der Verkehrssicherheit dienen, können so auf ein Minimum von einer Mulch-/Mähbreite reduziert werden.
Neu angelegte Strassenböschungen, Rabatten und Inseln sollen möglichst nicht humusiert und mit einem geeigneten, artenreichen Saatgut neu angesät werden. Falls solche Flächen genügend gross sind und mit einheimischen, standortgerechten Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden können, sind selbstverständlich deren Wurzelbereiche ausreichend zu humusieren. Zudem ist für eine ausreichende Wasserzufuhr zu sorgen.
In Workshops mit allen Leitern der Kreisbauämter, Vertretern des Amtes für Raumplanung und Pro Natura Solothurn wurden die Naturpotenziale der Strassenböschungen, die biodiversitätsfördernden Pflegemassnahmen und die praktische Umsetzung diskutiert sowie Grundsätze festgelegt. 2018 und 2019 fanden Exkursionen statt, bei denen sich die Strassenmeister und Unterhaltsequipen über die praktische Umsetzung untereinander austauschen konnten. Die Kreisbauämter mit ihren Mitarbeitenden werden sukzessive für dieses Thema sensibilisiert und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Biodiversität im Strassenraum.
Die Zusammenarbeit hat bereits Wirkung gezeigt: Viele blühende Strassenborde wurden diesen Frühling von einer grossflächigen, frühen Mahd verschont. Neu angelegte Strassenrabatten wurden im Rahmen von Bauprojekten nicht humusiert sondern mit Wandkies oder Juramergel gestaltet und mit einer artenreichen, regionstypischen Samenmischung einheimischer Wildpflanzen oder mittels Direktsaat angesät. Je magerer der Boden, umso höher ist die Biodiversität und umso tiefer die Produktivität. Die zu Beginn der Anlage noch karg erscheinenden Rabatten entwickelten sich bereits nach kurzer Zeit zu farbenfrohen Hinguckern und vor allem auch für Insekten wertvollen Kleinlebensräumen.
Das Ziel ist noch nicht erreicht. Es gibt noch einiges zu tun, besonders auch entlang von Gemeindestrassen, für die die kommunalen Behörden zuständig sind. Die gemeinsamen Gespräche, die flächendeckende Inventarisierung der für die Biodiversität bedeutenden Strassenböschungen und Rabatten werden fortgesetzt, weitere artenfördernde Massnahmen umgesetzt sowie die Weiterbildung der Mitarbeitenden im Strassenraum vertieft. (sks)