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Am Freitag fand die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts statt. Zudem war der Mars der Erde so nah wie nur selten. Hunderte Besucher kamen zur Sternwarte im solothurnischen Rohr.
Am Freitagabend fanden sich auf der Sternwarte Schafmatt oberhalb von Rohr SO mehrere hundert Personen ein, um das seltene Spektakel des Blutmondes zu beobachten. Nur einmal in diesem Jahrhundert ist es uns vergönnt. Aber genau genommen hatten es sich die meisten auf der grossen Wiese etwas weiter unten bequem gemacht.
Viele hatten ihre Kameras mitgenommen, oder einen Feldstecher. Teleskope stellte der Veranstalter, die Astronomische Vereinigung Aarau (AVA) zur Verfügung.
Auf dem Parkplatz startete das Erlebnis moderat, denn es war ja noch nicht dunkel, immer mehr Interessierte fanden sich ein. Das Parkieren lief gesittet ab, obwohl auf den ersten Blick anderes zu befürchten gewesen wäre. Beide Strassenseiten waren mit Autos gesäumt, und auch die Wiese war beinahe vollgeparkt.
Die Wartezeit wurde mit Erfahrungsaustausch überbrückt. Was man doch für ein Glück hatte, an diesem Freitagabend, klare Sicht bis an die Alpen. Die Vorfreude stieg. Die Profis referenzieren ihre Teleskope, wie sie es nennen. „Dies erfolgt anhand eines Sterns, zum Beispiel eignet sich dafür Vega. Das Teleskop wird dann den ganzen Abend so gesteuert, dass es beispielsweise immer Richtung Mond eingestellt ist, wir müssen es somit nicht drehen“, erklärt Jonas Schenker, Präsident der AVA.
Die Motoren am Teleskop würden die Erddrehung ausgleichen. Inzwischen informierte Christian Wernli, Präsident der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft (SAG) die Laien darüber, dass bei uns der Mond bereits im Halbschatten aufgeht, während er in Griechenland oder der Türkei beispielsweise voll aufgeht, und die Finsternis erst dann einsetzt.
Ach ja, und in den USA sei die Mondfinsternis nicht sichtbar. Einer sagt, er habe sich noch gewundert, weshalb dies in der US-Presse kein Thema gewesen sei.
Auch unsere Leser haben fleissig Bilder geschossen:
Es komme halt immer auf die Konstellationen an, wer welche Finsternis sehe. Konstellationen, ein gutes Stichwort, denn auch die Planeten Saturn, Jupiter und Venus und Mars waren sehr gut zu erkennen. Mars als letztes, da sich dieser optisch „unter" dem Mond befand: „etwa eine Handbreite unter dem Mond“, erklärt der Experte, damit es auch der Laie versteht. Da es aber bei Dämmerung noch leicht dunstig war, versprach er: „Sobald es dunkel ist, werden wir noch mehr sehen.“ Die Leute zücken ihre Kameras, ihre Handys, immer im Bewusstsein: „Dieses Spektakel wird es in unserem Leben nur einmal geben, die Konstellation mit dem Blutmond und dann noch die Planeten“, bemerkt jemand andächtig. Es handelte sich dabei um die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts, mit 103 Minuten, was erst wieder im Jahr 2123 vorkommen wird.
Klar, dass man die Mondfinsternis mit eigenen Augen sah, auch ohne Kamera. „Du siehst ja sonst der Mond auch“, ruft einer. Der Mond war jetzt „angefressen“, obwohl ja Vollmond ist. So könnte man es etwa umschreiben. Und die rote Farbe war unverkennbar. Es war gegen halb zehn, als der Mond so richtig schön sichtbar wurde. Das Rot sei übrigens auch nicht immer dasselbe, bei Blutmond, auch hier spielten verschiedene Einflüsse eine Rolle.
Neben dem wissenschaftlichen Teil gibt es natürlich auch den esoterischen Ansatz: Es gibt Leute, die glauben, dass an diesem Anlass die Schwingungen besonders sind, dass alle die Mondenergie spüren können. Dann ist der Mars rot, schon wieder eine Steilvorlage für viele mythische und esoterische Ansätze. Nichts gegen diese Dinge, aber auf der Schafmatt ging es klar um den astronomischen Ansatz, um reine Wissenschaft. Feldstecher und Kamera sind wichtig, und es wird kein Mantra gesungen. Dass der Mond rot ist, hat natürlich einen Grund, der wissenschaftlich erklärbar ist: Der Mond wurde rot, weil die Erde zwischen Mond und Sonne stand und die Erdatmosphäre die kurzwelligen Sonnenstrahlen quasi verschluckt. Währenddessen die langwelligen, roten Sonnenstrahlen durch die Erdatmosphäre in Richtung Mond gelenkt werden.