Konjunktur
Solothurner Unternehmen erwarten geringeres Wachstum – bleiben aber optimistisch

Lieferkettenprobleme, Ukraine-Krieg und Teuerung: Ein Konglomerat von Krisen schlägt sich auf die Solothurner Wirtschaft nieder. Die Geschäftserwartungen von Solothurner Unternehmen haben sich abgeschwächt – man bleibt aber zuversichtlich.

Sébastian Lavoyer
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Die Aussichten sind etwas getrübt: Die Geschäftserwartungen der Solothurner Unternehmen sind etwas weniger optimistisch als auch schon.

Die Aussichten sind etwas getrübt: Die Geschäftserwartungen der Solothurner Unternehmen sind etwas weniger optimistisch als auch schon.

Keystone

Erst Corona, dann der Ukraine-Krieg – Krise folgt auf Krise. Und trotzdem ist die Stimmung unter den Solothurner Unternehmern nach wie vor verhältnismässig gut. Dies geht aus dem Wirtschaftsbarometer der Solothurner Wirtschaftsverbände hervor, für das rund 250 Unternehmen im Kanton nach ihren Erwartungen befragt worden sind.

Zwar zeigt das Barometer eine Abschwächung der Geschäftserwartungen für das dritte Quartal, der Indexwert fällt von +31 (im zweiten Quartal) auf nur noch +18. Christian Hunziker, stellvertretender Direktor der Handelskammer und Autor der Studie, sagt:

Christian Hunziker, stellvertretender Direktor Solothurner Industrie- und Handelskammer

Christian Hunziker, stellvertretender Direktor Solothurner Industrie- und Handelskammer

Zvg / Solothurner Zeitung
«In Anbetracht all der Belastungsfaktoren ist das eigentlich noch immer überraschend hoch.»

Die Belastungsfaktoren hängen allesamt mit den zwei genannten Krisen zusammen. Ob Lieferkettenprobleme oder explodierende Energiepreise –Corona hallt nach und der von Russland provozierte Krieg verursacht Unsicherheiten. Wieso die Stimmung trotzdem noch so gut ist, hat wohl einen einfachen Grund: «Die Auftragsbücher für das dritte Quartal sind sowohl im Bau, als auch in der Industrie und dem Dienstleistungssektor noch gut gefüllt», so Hunziker.

Zwar gibt es einzelne Branchen bei denen keine Abschwächung der Geschäftserwartungen festzustellen sind wie zum Beispiel in der Medizinaltechnik, die einen unverändert hohen Indexwert von +38 verzeichnet, oder im Bereich Verkehr und Logistik (2. und 3. Quartal bei +24). Aber es gibt auch Branchen, wo diese Abschwächung überdurchschnittlich ausfällt wie zum Beispiel im Handel (von +41 auf o) oder im Bereich Information und Kommunikation (von 0 auf -14).

Studienführer Hunziker sagt dazu: «Man darf diese Zahlen nicht überinterpretieren. Die Informations- und Kommunikationsbranche hatte während Corona Hochkonjunktur. Was wir jetzt sehen ist eine Normalisierung.» Und im Detail- und Grosshandel schlage die abgeschwächte Konsumentenstimmung voll durch. Hunziker: «Unsicherheit schlägt sich auf den Konsum nieder. Die Leute werden vorsichtiger.»

Ein bisschen ist die Sicht getrübt, aber das Gewitter ist erst am Horizont sichtbar – so könnte man die Stimmung der Solothurner Unternehmer derzeit metaphorisch umschreiben. Noch brummt es, aber über allem hängt die grosse Frage: Wie lange liefert Putin noch Gas? Hunziker sagt:

«Die Energiefrage wird dann im Winter entscheidend. Wenn es zu Einschränkungen kommen sollte, kann alles sehr schnell ins Negative kippen.»

Zwar fliesst seit gestern wieder ein bisschen Gas von Russland Richtung Europa, Gazprom hat die Lieferungen nach den Wartungsarbeiten also wieder aufgenommen. Die nächsten zwei, drei Monate sind noch vorhersehbar. Wie es danach weitergehe, darüber aber herrsche grosse Unsicherheit, so Hunziker.