Bildung
Keine Förderangebote für hochbegabte Kinder

Der Kantonsrat will keine neuen Angebote für hochbegabte Kinder schaffen – trotz Kritik, die Schule vernachlässige diese. Dagegen sprechen bestehende Angebote, die Gemeindeautonomie und die Finanzen.

Lucien Fluri
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KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Hochbegabte Kinder können auch schlechte Schüler werden, etwa wenn ihre Begabung nicht erkannt wird oder wenn sie sich langweilen. Einer, der seit längerer Zeit für zusätzliche Fördermittel kämpft, ist der Deitinger FDP-Kantonsrat Christian Scheuermeyer.

Am Mittwoch nun kam im Kantonsrat sein Vorstoss zur Abstimmung, der einen ganzen Strauss an Massnahmen verlangte: Von Schulungen der Lehrkräfte bis hin zur Forderung, dass in den Schulen von den 28 Poolstunden der Speziellen Förderung mindestens drei für die Begabtenförderung eingesetzt werden. Heute, so Scheuermeyer, hänge es zu sehr von den Gemeinden oder den Lehrern ab, ob begabte Kinder gefördert würden. Es sei manchmal schlicht «Glückssache».

Kein "Giesskannenprinzip"

Doch das Geschäft hatte keine Chance. Nur 19 Kantonsräte sprachen sich dafür aus. 79 bevorzugten einen Vorschlag der Regierung, der vorwiegend auf zusätzliche Sensibilisierung setzt. Es gebe heute bereits Angebote in Gemeinden und Kinder würden möglichst individuell gefördert, hiess es etwa. «Dass alle Kinder über einen Leist geschlagen werden und über- oder unterfordert werden, ist immer weniger Thema in der modernen Schule», sagte der designierte Präsident des kantonalen Lehrerverbandes, Mathias Stricker (SP, Bettlach). Und mit drei Stunden Förderung nach dem «Giesskannenprinzip» könne man unterschiedlichen Bedürfnissen nicht gerecht werden. Wenn man etwas tun wolle, dann solle man die Klassengrössen verkleinern, so Stricker, der insbesondere keine Schwächung der Speziellen Förderung riskieren wollte. Als wirksam sähe er auch kantonale Sonderprogramme an.

Vor teurem «Aktivismus» warnte SVP-Mann Beat Künzli (Laupersdorf). «Man darf vom Klassenlehrer erwarten, dass er begabte Kinder erkennt und fördern kann.» Anders sah es Barbara Wyss-Flück (Grüne, Solothurn). Der nun beschlossene Vorschlag des Regierungsrates sei ein «zahnloser Tiger». «Es ändert sich nichts», kritisierte sie.