Rede
Kantonsratspräsident Albert Studer zur Lage der Nation

Albert Studer hielt zu Beginn der ersten Session des Kantonsrats im neuen Jahr eine Ansprache. Diese folgt hier im vollen Wortlaut.

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Der neue Kantonsratspraesident Albert Studer bei seiner Ansprache.

Der neue Kantonsratspraesident Albert Studer bei seiner Ansprache.

Hanspeter Bärtschi

Herr Landamman

Frau Regierungsrätint

Herren Regierungsräte

Liebe Kolleginnen und Kollegen des Kantonsrats

Liebe Mitglieder der Parlamentsdienste

Sehr geehrte Damen und Herren Medienschaffende

Liebe Gäste

Eine Ansprache ist nur so viel Wert, wie daraus abgeleitet wer­den kann. Ich habe Ende Jahr mit vielen Menschen gespro­chen, sie zwangsläufig gefragt, was sie sich so für das Neue Jahr wünschen. Die meisten davon wünschten sich hauptsäch­lich, dass sie gesund bleiben und weiter wirken können, wie sie das gewohnt sind.

Zu Beginn meiner Ansprache wünsche ich Ihnen sehr verehrte Anwesende genau dasselbe, nämlich bleiben sie gesund, so dass sie ihr geplantes Werk fortführen können, ohne sich mit gesundheitlichen Schwierigkeiten durchs Leben plagen zu müssen.

Es ist ein guter Brauch im Kanton Solothurn, dass der Regie­rungsrat an einem der ersten Sitzungen den Kantonsratspräsi­denten einlädt. Ich bin wie alle meine geschätzten Vorgänge­rinnen und Vorgänger gerne hingegangen.

Es war mir ein Anliegen, zum Ausdruck zu bringen, dass ver­netzte Zusammenarbeit keine gesetzliche Angelegenheit ist, sondern eine Einstellungssache und vor allem auch ein Frage des guten Willens.

Ich habe meinen Willen zum Ausdruck gebracht mit meinem Leitmotto für 2016 im Kanton Solothurn

„Zäme sie mer stark, elei besch niemmer“ und dazu angereimt

„seit euch em Volk si Diener“

Ich sage dies aus Überzeugung, aus Pflichtbewusstsein aber auch aufgrund meiner Wurzeln.

Meine Wurzeln gründen tief in der hägendörferischen Ge­schichte aber auch in der Geschichte des Kantons Solothurn. Die Überzeugtheit im Verbund ein Ziel erreichen zu können, war das, was mich als Schützenpräsident, als Gemeinderat usw. in allen Chargen halt immer angetrieben hat.

Was ich immer als Lohn für politische Arbeit empfunden habe war, wenn mir jemand etwas anvertraut hat oder manchmal auch einfach die Sorgen erzählen konnte.

Es ist wahr, da muss man sicher ein wenig differenzieren, aber wenn jemand sich vertrauensvoll an einen selbst richtet, so ist dies doch ein Zeichen des Vertrauens und somit eine Würdi­gung dessen, was man tut.

Sicher man muss gut zuhören können und bei den meisten An­gelegenheiten, die man einfach so regelt im Jahr, kann kein Geld damit verdient werden.

Bei dieser Feststellung stolpern viele, vor allem auch jüngere Menschen immer wieder. Zuviel wird auf die Goldwaage gelegt und verunmöglicht dann ein Mitmachen, ein sich Einbringen und auch eine gewisse Sensibilität für Andersdenkende.

Viele politische Diskussionen verlaufen heftig. Medial gut prä­sentiert werden je nach Gusto treffsichere Adjektive nur so auf die Lanzen gepflanzt.

Wie ich als Gemeindepräsident gewählt wurde sagte ein Be­kannter zu mir: „Ich kümmere mich nicht um politische Fragen, es interessiert mich überhaupt nicht, was die so erzählen. Die schlagen sich gegenseitig die Pfannen um die Ohren, das will ich nicht und das geht mich nichts an!“.

Ich habe ihm dann geantwortet und der Spruch ist sicher nicht von mir; Schau uns oder dir im speziellen tut nichts Not. Dir geht es einfach gut im Moment, du musst dir nichts erstreiten und erkämpfen, weil du keine Vision hast, was vielleicht kom­mende Generationen von uns erwarten oder was dient, um gu­tes Werk in jüngere Hände weiter zu geben.

Feinde unseres demokratischen Systems sind nicht die Unbe­quemen, welche mit allem was sie haben aus Überzeugung streiten! Nein es sind eigentlich diejenigen, die wie du, jene die sich aus allem raushalten und wir nichts dagegen tun, wenn es über wichtige Fragen der Gesellschaft oder allgemeiner Art geht. Was noch viel mehr einschenkt in der heutigen Zeit ist, dass viele Vereine, Parteien oder auch Parlamente aus diesen oder ähnlichen Haltungen, wenig bis ungenügend Nachwuchs rekrutieren können, um ihren Bestand zu sichern.

Er war dann für einen Moment geschlagen aber nur für einen Moment, sagte dann ganz trocken:“ Hör auf mit diesen alten Kamellen, der Glanz ist schon lange ab! Was willst du denn im Gemeinderat oder gar im Kantonsrat schon vollbringen?

Du bekommst, wenn du getraust etwas zu sagen, das jeman­dem nicht passt, sofort auf den Deckel und wirst gar noch in den Zeitungen ausgestellt. Nein, nein nicht mit mir, ich brauche das nicht, mir geht’s gut, der Rest kümmert mich nicht.

Es gäbe die Schweiz, nicht erwiderte ich, es gäbe die Verfas­sung nicht wie wir sie haben, welche das soziale Zusammenle­ben regelt und Leitplanken setzt. Das sind Grundwerte unserer Gesellschaft von Menschen erarbeitet manchmal auch erstrit­ten, aber wir haben sie und deshalb geht es dir gut und mir auch!

Schau mal in ferne Länder, wie viel da einfach nicht funktioniert und was da alles nicht geregelt ist. Denk mal an eine Kranken­versicherung oder die Mobilität und all die Ausbildungsmöglich­keiten für Jung und Alt. Die Sicherheit, die Freiheit und alles was für uns so selbstverständlich ist, wie wenn wir den Was­serhahn aufdrehen, dass dann auch Wasser rauskommt!

Ich sah ihn länger nicht mehr, als ich vernahm er habe nun ein eigenes kleines Geschäft und sei im Turnverein in den Vor­stand gewählt worden. Da dachte ich mir nur; Im gleichen Bo­den wachsen vielmals dieselben Wurzeln auch dann, wenn die Sicht getrübt ist.

Bekanntlich sind ja die Schweizer ein Volk von Frühaufstehern, welche spät erwachen, so sagte dies mindestens einmal Willy Ritschard.

Es hat aber auch welche in Europa, die spät aufstehen und bis am Abend nie richtig erwachen.

Ohne da jetzt eine globalen Rundschlag zu machen, unser System hat sich bewährt, ist gut, auch traditionell gebunden und man darf stolz sein, zB. Mitglied des hohen Rates zu So­lothurn oder gar als Regierungsrat zu wirken. Denn alles was wir haben und sind, haben wir in Generation selbst geschaffen und der Neuzeit immer wieder angepasst.

Viele sehen ja im Staat nur einen Geldeintreiber, verkennen die Leistung der Verwaltung und der Parlamente, ja eigentlich viel von dem was der Staat organisiert und richtet.

Diese Haltung auszuräumen gelingt nie vollständig, diese Hal­tung zu schmäleren eher oft, dank vielen engagierten der All­gemeinheit verpflichteten Menschen, welche sich Tag für Tag den Anforderungen des öffentlichen Lebens stellen.

Ich meine, es ist wirklich noch ein schönes Geschenk nicht nur für unseren, aber auch für unseren Kanton, dass die National­bank noch gutes Geld ausschüttet. Das lindert das Defizit und hilft bei der Gesundung der Kantonsfinanzen.

Der grösste Effort aber war, dass sich das Parlament zusam­men einigen konnte, wie der Plan sein muss, um die Kantonsfi­nanzen mit diversen Massnahmen ins Lot zu bringen.

Sie sehen, um was es mir geht. Es geht mir um Werbung in ei­gener Sache. Ich verzichte bewusst darauf, die Grosswetter­lage in Europa zu kommentieren, sondern ich richte mich nach innen.

Wer sich bewusst ist, wo seine Wurzeln sind, der kann darauf bauen, ausbauen, sozusagen die für die Gesellschaft notwen­digen Brücken schlagen.

Lasst uns in diesem Jahr Brücken bauen. Ich wünsche Ihnen, uns allen, gutes Gelingen und den Mut, dies auch zu tun, manchmal ist es eben nicht nur angenehm.

Wie gesagt:

„Zäme sie mer stark, elei besch niemmer!“

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit