Strassenlärm
Kanton setzt kaum auf Tempo 30: «Das ist eine Frechheit»

Seit 30 Jahren steht auch der Kanton Solothurn in der Pflicht, Strassen dort zu sanieren, wo es zu laut ist und die Bevölkerung vom Strassenlärm gestört wird. Fast alle Projekte hat der Kanton bis heute umgesetzt. Tempo 30 gehört dabei aber nicht zu den am häufigsten angenwendeten Massnahmen. Das geschehe aus ideologischen Gründen, kritisiert der Präsident des kantonalen VCS.

Noëlle Karpf
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Der Kanton soll lärmbelastete Strassenabschnitte sanieren - und dabei auch anklären, ob auch eine Temporeduktion zur Lärmsanierung beitragen würde, so die Forderung des VCS Kanton Solothurn.

Der Kanton soll lärmbelastete Strassenabschnitte sanieren - und dabei auch anklären, ob auch eine Temporeduktion zur Lärmsanierung beitragen würde, so die Forderung des VCS Kanton Solothurn.

Chris Iseli/ AZ

Der Kanton setzt lieber auf sogenannte Flüsterbeläge als auf Temporeduktionen, wenn es um Lärmminderung an Kantonsstrassen geht. Schade findet das Fabian Müller, Präsident des kantonalen VCS, welcher sich für mehr Verkehrssicherheit – und auch weniger Lärm – einsetzt.

Am liebsten mit Tempo-30-Zonen dort, wo es Sinn macht. Aber: «Der Kanton zeigt hierfür einfach zu wenig Begeisterung und klärt bei der Umsetzung von Lärmschutzmassnahmen nicht genügend ab, ob auch eine Temporeduktion Sinn machen würde.» Klar mache Tempo 30 nicht an allen Standorten Sinn oder sei einfach besser als Flüsterbeläge – «aber der Kanton müsste das zumindest prüfen».

Fabian Müller Präsident des Solothurner VCS und Verfechter von Tempo 30.

Fabian Müller Präsident des Solothurner VCS und Verfechter von Tempo 30.

zvg

In einer Medienmitteilung vom März fordert der VCS ebenfalls zu mehr Tempo 30 auf – allenfalls auch in Kombination mit Flüsterbelägen. Zudem haben in zwei Gemeinden – Rüttenen und Walterswil – Personen und die Gemeinden selbst Beschwerden gegen Lärmschutzprojekte erhoben, weil keine Temporeduktion vorgesehen ist. Diese Gemeinden wollen also Tempo 30 und der VCS unterstützt sie dabei.

Noch sind die Einsprachen aber offen. Der Kanton argumentiert, Temporeduktionen seien oft politisch umstritten. «Wenn aber eine Gemeinde das doch von sich aus will und der Kanton das nicht berücksichtig – dann ist das doch eine Frechheit», so der VCS-Präsident. Andernorts könnten Leute natürlich dagegen sein und es würde wieder abgeklärt. Oftmals, glaubt Müller aber, hätten die Leute gar nicht etwas gegen Tempo 30 – es harze wohl aus «ideologischen Gründen» auf Verwaltungsebene.

Auch den aktuellen Stand der Lärmschutzmassnahmen bezeichnet Müller als «Frechheit» – «wenn sich der Kanton anstatt Massnahmen zu ergreifen einfach selbst von der Sanierungspflicht befreit.»