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Der Präsident der Solothurner FDP ist immer noch überzeugt: Es lag nicht an der Kandidatin, sondern am mangelnden Zusammenhalt.
Von Neu-Regierungsrätin Brigit Wyss ist zu hören, sie wäre gar nicht erst in das Rennen um den frei werdenden Regierungssitz der Freisinnigen gestiegen, wenn deren Kandidatin Anita Panzer geheissen hätte.
Hat die FDP am Wochenende also eine historische Schlappe eingefahren, bloss weil sie auf das falsche Pferd setzte? Es ist ja nicht so, dass Meister innerhalb der Partei die unbestrittene Kronfavoritin für den Posten gewesen wäre. Die Wahl hätte ebenso gut auf die Feldbrunner Gemeindepräsidentin Anita Panzer fallen können, die interne Ausmarchung ging vergangenen August hauchdünn zugunsten Meisters aus. Für manche repräsentierte Panzer zu stark den linksliberalen Flügel der Partei, anderen war Meister zu pointiert rechts, im konservativen Milieu verankert und und auf die Wirtschaft fokussiert
Sollte es nur an der Person gelegen haben, dass die Solothurner FDP ihre tiefste Demütigung der jüngeren Vergangenheit zur verkraften hat, ist das zu einem schönen Teil das Verdienst ausgerechnet der Gruppe, auf der die Hoffnung auf eine blühendere Zukunft der Partei aufbaut: der Jungfreisinnigen.
Dass vergangenen August Marianne Meister und nicht Anita Panzer auf den Schild gehoben wurde, hatte sie massgeblich den Stimmen der Jungfreisinnigen zu verdanken. Die hatten für die Regierungsratskandidatur zwar Bauernsekretär Peter Brügger favorisiert. Aber es zeigte sich, dass er in der internen Ausmarchung chancenlos.
Und nachdem er sich nach dem zweiten Wahlgang an der Nominationsversammlung selber aus dem Rennen genommen hatte, schwenkten die Jungfreisinnigen auf Marianne Meister um. Das Resultat ist bekannt: Es brauchte vier Wahlrunden, bis schliesslich Panzer mit 114 Stimmen das Nachsehen hatte und Meister mit 120 Stimmen in den Wahlkampf geschickt wurde.
Sicher auch, aber nicht nur wegen ihren Stimmen habe das Pendel zugunsten von Meister ausgeschlagen, sagt Tobias Bolliger, der Präsident der Solothurner Jungfreisinnigen. Und er glaubt auch im Nachhinein nicht, dass die Partei mit ihr auf das falsche Pferd gesetzt hat. Die FDP habe sich für die Wirtschaft, insbesondere für die KMU und für einen haushälterischen Umgang mit den Steuergeldern einzusetzen. Das habe Marianne Meister sehr gut eingebracht.
Für den Misserfolg macht Bolliger einerseits einen gewissen Unwillen zur Zusammenarbeit im bürgerlichen Lager verantwortlich. Und wenn er das sagt, ist das nicht nur ein Wehklagen über die mangelnde Unterstützung von CVP und SVP, sondern auch eine in die eigenen Reihen gerichtete Kritik. Gewisse «Ur-Freisinnige» hätten nun am Sonntag die Quittung für diese Einstellung erhalten. Unter den Jungparteien funktioniere die Zusammenarbeit ohne Scheuklappen besser.
Der zweite Punkt, warum der Präsident der Jungfreisinnigen sich nicht den schwarzen Peter für eine Fehlbesetzung unterschieben lassen will: Wenn ein Entscheid gefallen ist, dann gilt es die Reihen zu schliessen. Das wurde auch von den Freisinnigen beschworen, ist ihnen aber offenbar nicht gelungen. Öffentlich habe niemand die Kandidatur von Marianne Meister für den zweiten Wahlgang infrage gestellt, ihr Antreten sei an einer Delegiertenversammlung einstimmig bestätigt worden, ruft Bolliger in Erinnerung. Er will jedoch wissen: «Da waren auch einige dabei, die sie dann aber nicht gewählt haben.»