Ob genügend Wasser vorhanden ist, um einen brennenden Berghof auf dem Solothurner Jura zu löschen, ist nicht garantiert. Die Löschwassersituation ist von Hof zu Hof verschieden.
Kilometerweit war das Feuer auf dem Mittleren Brüggli vorletzten Freitag zu sehen. Der Vollbrand der Stallungen hat andere Berghöfe aufgeschreckt. «Es ist einem nicht wohl, wenn man davon hört», sagt Beat Walker, Pächter auf dem nahe gelegenen Bettlachberg. In den Vordergrund rückt für die Berghöfe die Frage nach den Löschwasserreserven. Denn beim Mittleren Brüggli musste die Feuerwehr den Stall kontrolliert niederbrennen lassen. Für mehr stand nicht genügend Wasser zur Verfügung. Die grossen Löschfahrzeuge kamen wegen der Tunnel nicht auf den Berg.
Trotz der Brisanz des Themas: Einen einheitlichen Standard gibt es auf dem Solothurner Jura nicht. Die Löschwasserversorgung ist von Berghof zu Berghof verschieden.
Allmähliche Angleichung
Der Grund dafür ist relativ einfach: Die Richtlinien der Solothurnischen Gebäudeversicherungen kommen nur bei Um- und Neubauten zur Anwendung, nachträglich werden keine Löschwassertanks verfügt. «Die Situation der Löschwasserversorgung wird bei einem Bauvorhaben gemäss den rechtlichen Grundlagen geprüft, und wenn nötig entsprechend verfügt», sagt Peter Meister, Leiter Löschwasserversorgung bei der Solothurnischen Gebäudeversicherung. «Bei bestehenden Liegenschaften ohne bauliche Veränderungen werden aber keine Nachverfügungen veranlasst.» Die Verantwortung trägt der Besitzer. Er kann sich jederzeit freiwillig bei der Gebäudeversicherung melden.
Feuerwehr erstellt Einsatzpläne
Eine Übersicht über die abgelegenen Höfe, bei denen es ungenügende oder keine Löschwasserreservoirs hat, gibt es bei der Gebäudeversicherung nicht. «In den letzten Jahren wurden aber sehr viele Berghöfe mit Löschwasser erschlossen», sagt Meister. Als Beispiele nennt er den Brunnersberg oder Höfe in den Gemeinden Mümliswil, Beinwil und Meltingen. Laut Meister gibt es aber gewiss noch einige Höfe im Kanton, zu denen zum Beispiel gar keine Wasserleitung besteht.
Zuständig sind in jedem Fall die Feuerwehren in den entsprechenden Gemeinden. Sie erstellen für alle abgelegenen Objekte Einsatzpläne, die im Notfall aus der Schublade gezogen werden könne. Anfahrtsweg, Löschwasserkapazität und andere spezielle Gegebenheiten sind darin festgehalten. Berücksichtigt werden muss die Distanz, die zu fördernde Wassermenge und die zu überwindende Höhendifferenz, ebenso wie das Leistungsvermögen der eingesetzten Motorspritzen.
«Für die Feuerwehr gilt ein Hof als abgelegenes Objekt, wenn die Distanz zum nächstmöglichen leistungsmässig genügenden Wasserbezugsort mehr als 300 Meter beträgt», erklärt Meister. - Beim Mittleren Brüggli mussten bis zu den Löschwasserreservoirs im Hang etwa 700 Meter Schlauch gezogen werden. Für 90 Minuten muss das Löschwasser bei neuen Reservoirs reichen, wenn nicht rechtzeitig ein zusätzlicher Wassertransport sichergestellt werden kann. 30 Kubikmeter gross muss ein neuer Tank sein, sonst gibt es keine Beiträge der Gebäudeversicherung. Mindestens 30 Prozent der Baukosten übernimmt die Gebäudeversicherung.
Von Hof zu Hof verschieden
Wie unterschiedlich die Situation geregelt ist, zeigen zwei Beispiele. Der Hof Hesselberg oberhalb von Oensingen hat sein Wasser bisher aus der eigenen Quelle bezogen, einen Löschwassertank gab es nicht. Weil die Leistung der Quelle immer mehr zurückgeht, baut die Gemeinde jetzt eine Wasserleitung. Mit dem Bauvorhaben ist auch die Gebäudeversicherung aktiv geworden. 35 000 Franken kostet der Löschwassertank. Die Gebäudeversicherung bezahlt 10 500 Franken davon. Für die Bergbauernfamilie auf dem Hesselberg ein hoher Betrag.
Anders ist die Situation auf dem Bettlachberg. «Unser Privileg ist ein grosses Löschwasserbecken und wir haben die Zufahrt des Tunnels nicht», sagt Pächter Beat Walker. Im Oktober haben Walkers das Restaurant als Pächter übernommen. Ein möglicher Brand war damals auch schon angesprochen worden - und hat zu Vorsichtsmassnahmen geführt. Weil das «Bschüttloch» nicht mehr verwendet wird, verfügt der Bettlachberg nun dort über ein sehr grosses Wasserreservoir. Walker, der selbst in der Feuerwehr Bettlach war, hat eine überzählige Feuerwehrspritze auf dem Bettlachberg, sodass er im Notfall selbst mit Löscharbeiten beginnen könnte. «Man muss sich bewusst sein, dass es eine halbe Stunde dauert, bis die Feuerwehr hier ist», sagt Walker. «Es beschäftigt einen immer. Es gibt ja immer wieder Höfe auf dem Berg, die brennen.» Im Winter sei dies besonders problematisch. Wegen des geplanten Schlittelwegs ist die Strasse nicht schneegeräumt. «Man denkt dann schon darüber nach, ob die Feuerwehr überhaupt auf den Berg kommt.»