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Rund 250 Mitglieder und viele Gäste aus Wirtschaft und Politik fanden sich zur 142. Generalversammlung der Solothurner Handelskammer im Grenchner Parktheater ein. Präsident Hans Kuhn lobte und kritisierte die Wirtschaftsführer.
Trotz des derzeit wegen des starken Frankens schwierigen wirtschaftlichen Umfelds war die Stimmung optimistisch. Damit sich die vielen Teilnehmer, die mit dem Auto angereist waren, sorgenfrei der Generalversammlung widmen konnten, begann Daniel Probst, der Direktor der Handelskammer, seine Begrüssungsrede mit beruhigenden Worten: «Grenchens Stadtpräsident François Scheidegger hat die Polizei angewiesen, keine Parkbussen zu verteilen.»
Als Präsident der Handelskammer nutzte Hans Kuhn die Gelegenheit, um in seiner Rede die anwesenden Mitglieder für ihr Engagement für die Solothurner Wirtschaft zu loben. Er fand aber auch kritische Worte und forderte «mehr Bescheidenheit, eine wichtige Tugend eines Wirtschaftsführers». Kuhn nannte die Vorgänge bei Sulzer in Winterthur als Beispiel für fehlende Bescheidenheit: Während die letzten 90 Arbeiter der Produktion entlassen wurden, erhielt der neue CEO ein Antrittsgeld von 3 Millionen Franken und an die Aktionäre wurde eine üppige Dividende ausgeschüttet, für die der Konzern seine Barreserven einsetzte. Der Präsident der Handelskammer warnte auch vor der Lohnschere, die sich in letzter Zeit sogar im öffentlichen Sektor geöffnet habe: «Während die durchschnittlichen Gehälter stagnieren, sind die Bezüge der Führungsetagen im öffentlichen Sektor um 6,9 Prozent gestiegen.»
Direktor Probst stellte in seinem Jahresbericht die verschiedensten Aktionen vor, an denen die Solothurner Handelskammer beteiligt ist: Mit den Innovationstagen soll zum Beispiel der Nachwuchs begeistert und auf einen Weg zu Forschung und Erfindergeist gelenkt werden. Mit dem Solothurner Unternehmerpreis belohnt und unterstützt die Handelskammer den Unternehmergeist. Wichtig sei besonders die Unterstützung neuer Geschäftsideen durch das Solothurner Gründerzentrum.
Bei Einnahmen und Ausgaben von je rund 1.9 Millionen Franken wies die Rechnung der Handelskammer für das Jahr 2016 einen Überschuss von rund 13'500 Franken aus. Mit Thomas Bucher (Alpiq) und André Seiler (Stebler Blech) wurden zwei neue Mitglieder in den Vorstand gewählt. Für das zurückgetretene Vorstandsmitglied Jane Melmuka (Galderma Spirig) wurde aus derselben Firma Matthias Oswald als Ersatz bestimmt.
Als Gastreferent stellte Silvio Borner, Professor an der Uni Basel, seine radikal-liberale Wirtschaftsphilosophie vor. Er sprach von «Ökologizismus», wenn der Staat von oben herab vorschreiben will, wie gross der Stromverbrauch pro Einwohner in Zukunft noch sein dürfe. «Strom kann jeder aus Eigeninitiative sparen. Wir brauchen keine staatlichen Vorschriften.» Borner zeichnete für die Schweizer Wirtschaft das Bild des Riesen Gulliver, der durch die vielen Zwerge mit tausenden kleinen Fäden am Boden gelähmt wird.
Der Name «Handelskammer» klingt etwas verstaubt, aber das Rahmenprogramm der Generalversammlung war glanzvoll: Mit geschickt gewählten, anspruchsvollen und trotzdem eingängigen Liedern verliehen Sängerin Daniela Simmons und Komponist Atilla Sereftug am Piano der Veranstaltung Schwung, bevor es zum Abschluss zum Stehlunch ging. Im Garten des Parktheaters wurden in informellen Gesprächen fleissig Visitenkarten ausgetauscht. Oder wie es Hans Kuhn in seiner Rede gesagt hatte: «Vernetzung ist eine wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg.»