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Kanton Solothurn
Die Solothurner Baumeister blicken auf ein Rekordjahr zurück. Für die Zukunft sehen sie aber eher schwarz als rosig.
Nach einem eher bescheidenen 2015 sind die Bauwirtschaftszahlen 2016 in der ganzen Schweiz wieder markant besser ausgefallen. Der Umsatz ist um 1,59 Milliarden gewachsen und lag mit einem Gesamtwert von knapp 20 Milliarden nur unwesentlich unter dem Rekord im Jahr 2014. Auch im Kanton Solothurn verlief die Umsatzentwicklung in allen Sparten äusserst positiv.
Mit einem Gesamtwert von 460 Millionen konnte sogar ein neuer Rekord erzielt werden, heisst es im Jahresbericht des Baumeisterverbands. Im Hochbau stieg der Umsatz um 38 Prozent auf 187 Millionen Franken, in der Untersparte Wohnungsbau um 15 Prozent auf 19 Millionen und im Tiefbau um 34 Prozent auf 273 Millionen.
Baumeister-Präsident Bruno Fuchs ist mit dem Jahresergebnis denn auch zufrieden. «2016 war für uns ein sehr gutes Jahr», kommentiert er. Doch dann kommt das Aber: «Die Aussichten sind schlecht. Das Wachstumspotenzial für das Solothurner Baugewerbe ist mager, zumal in den nächsten Jahren nicht mehr mit derart grossen Vorhaben wie dem Neubau des Bürgerspitals in Solothurn oder dem Biogen-Neubau in Luterbach zu rechnen ist.»
Die überdurchschnittlich hohen Leerwohnungsbestände und die anhaltenden Sparbemühungen der öffentlichen Hand sind für Fuchs weitere Indikatoren, dass man den Zenit wahrscheinlich überschritten hat.
Die Auftragseingänge sind denn auch bereits stark eingebrochen. Innerhalb des ganzen Jahres fielen sie von 501 auf 336 Millionen, was einem Minus von 33 Prozent entspricht. Zwar konnte die Untersparte Wohnungsbau 16 Prozent zulegen, aber der Hochbau insgesamt (-15 Prozent) wie auch der Tiefbau (-42 Prozent) zogen das Gesamtergebnis in den roten Bereich. Auch bei den Arbeitsvorräten weist die Entwicklung nach unten. Im Tiefbau verringerte sich der Wert um 22 Prozent auf 115, im Hochbau um 14 Prozent auf 70 Millionen.
Noch immer zu kämpfen haben die Baumeister, die am Mittwoch in der Reithalle in Solothurn ihre Generalversammlung abhielten, mit schwindenden Margen. «Die Bauerei schlägt sich bei den Unternehmen nicht in Profit nieder. Kaum ein anderer Wirtschaftsbereich muss sich mit einer so niedrigen Gewinnmarge zufrieden geben wie das Bauhauptgewerbe», konstatiert Theodor Häner, Geschäftsführer des Verbands. Die meisten Bauunternehmenwürden in der ständigen Angst leben, dass ihnen die Arbeit ausgehen könnte. Um ihre Arbeiter trotzdem möglichst auszulasten, würden sie zu viele Aufträge annehmen oder nicht genau durchrechnen, ob jeder angenommene Auftrag auch wirklich rentiert.
Erschwerend wirke sich in diesem Kontext eine Entwicklung aus, die der Baumeisterverband in den letzten Jahren mit Besorgnis verfolge, so Präsident Fuchs: «Öffentlich rechtliche Organisationen und Gemeinden kaufen oder gründen Unternehmen und treten damit als Mitbewerber am Markt auf.» Als Beispiel nennt er die städtischen Werke Grenchen SWG, die vor drei Jahren eine Strassen- und Tiefbauunter-nehmung übernommen haben. «Auf diese Weise», so Fuchs, «wird mit Steuergeldern eine Konkurrenz zur Privatwirtschaft geschaffen».
Diese Expansions- und Zukaufs-Strategie, die im übrigen nicht nur das Bauhauptgewerbe treffe, sei höchst problematisch. «Uns stört nicht der Umstand, dass es solche Betriebe überhaupt gibt. Aber wir stellen eine starke Tendenz fest, dass immer mehr und vor allem auch immer grössere Aufträge an mit Steuergeldern subventionierte Firmen vergeben werden.» Fuchs ortet daher in diesem Bereich dringenden politischen Handlungsbedarf. (szr)