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Das Baugesuch für die Raubtieranlage im neuen Siky Park in Crémines ist bewilligt. Die Tiere aus dem Raubtierpark von René Strickler sollen im Mai 2018 gezügelt werden.
Die unendliche Geschichte von René Strickler und seinen Raubtieren (siehe Kasten) scheint nun doch ein gutes Ende zu finden. Nach langem Warten dürfen alle Beteiligten und Betroffenen aufatmen, der Kanton Bern hat am 1. Februar die Baubewilligung für die Raubtiergehege im Siky Park in Crémines erteilt. Für die Tiger und Löwen von Strickler bedeutet dies: bald wieder ein festes Zuhause.
Vier der ursprünglich 17 Tiere sind leider in den letzten Monaten verstorben. Mit dem Umzug der Raubkatzen kann die längst überfällige Räumung des Grundstücks in Subingen stattfinden.
Im Jahr 2003 gründete der Zirkusdompteur René Strickler in Subingen seinen eigenen Raubtierpark mit Tigern, Löwen und Pumas. Im Jahr 2009 folgte die Kündigung des Mietvertrags durch die Espace Real Estate, die Besitzerin des Grundstücks. Dank einer Mieterstreckung konnte Strickler bis 2013 bleiben. 2014 hatte er vor Gericht zugesichert, den Park bis Ende 2015 zu verlassen. Im Sommer 2016 plante er den Umzug seiner Tiere in den Siky Park. Die Raubtierpark Subingen AG wurde schliesslich im 2017 gegründet. Noch im selben Jahr konnte diese ihr Kapital erhöhen und den Siky Park kaufen. Mitte Jahr begann dann die erste Bauphase im Siky Park. Das Solothurner Oberamt hat die Räumung des Grundstücks in Subingen trotz nachdrücklicher Aufforderung des Obergerichts nie vollzogen. (len)
Wer die Siky Ranch aus früheren Zeiten kennt, kann sich vielleicht noch an die morschen Holzzäune, die lieblos gestalteten Tiergehege und das verlassene Restaurant erinnern. Andere Zoobesucher traf man nur selten an, ebenso wie artgerecht gehaltene Tiere. Noch immer fühlt man sich wie ausgesetzt, wenn man zwischen Solothurn und Moutier bei der Station «Crémines Zoo» mitten im Wald aus dem Zug steigt.
Doch im Gegensatz zu früher wird man heute beim Betreten des Tierparks von einer elanvollen Atmosphäre und geschäftig herumwuselnden Tierpflegern empfangen. «Wir sind mit viel Herzblut und Eigenleistung daran, den Siky Park wieder auf Vordermann zu bringen. Endlich können wir auch den Bau der Raubtiergehege in Angriff nehmen», verkündet Projektleiter und Verwaltungsratspräsident Werner Ballmer. Von jetzt an gehe es schnell, die Löwen und Tiger sollen schon im Mai ihr neues Zuhause beziehen. Auch René Strickler äussert sich positiv: «Wir sind alle erleichtert und guten Mutes.»
Auf die Frage, warum der ursprünglich kommunizierte Zeitpunkt der Umsiedlung (Februar 2018) verschoben wurde, antwortet Ballmer: «Unklarheiten bezüglich der Abwasserentsorgung sorgten leider für eine Verzögerung des Projekts um drei Monate.» Bereits im September 2017 habe man dem Berner Amt für Raumplanung das Konzept einer parkeigenen Kläranlage vorgelegt. Ende November habe man dann eigentlich die Bewilligung für das Gesamtprojekt erwartet. Plötzlich sei der Direktanschluss an die Kanalisation der Gemeinde Corcelles aber doch als die bessere Lösung befunden worden.
Diese Umentscheidung habe wieder Zeit gebraucht, denn drei Gemeinden und zwei Kantone mussten den Direktanschluss erst bewilligen. Zeit, die der Siky Park und besonders die Raubtiere in Subingen nicht hatten. «Schliesslich forderten wir eine Baubewilligung mit einer Lösung der Abwasserentsorgung, welche die Aufnahme der Raubtiere nicht noch mehr verzögert», erzählt der neue Leiter des Siky Parks, Marc Zihlmann. Dies wurde nun erreicht, der Direktanschluss an die Kanalisation ist bereits in Planung.
In der Zeit, in der man auf das grüne Licht wartete, blieben die Tierpfleger und freiwilligen Helfer aber nicht etwa untätig. Denn neben dem Bereich der Raubtiergehege gibt es noch zwei weitere Bereiche: die grossflächige Parkanlage für Wildtiere und die Ranch mit Streichelzoo, Spielbereich und Voliere. Und diese hatten eine Renovation dringend nötig, was dem jungen Betriebsleiter zu Anfang gar nicht so bewusst gewesen war. «Aus der Aktion ‹Rettung für die Tiere in Subingen› wurde eine doppelte Rettungsaktion. Wir mussten die Gehege von Grund auf erneuern», erinnert sich Zihlmann. Die Ranch und der Wildpark sind bereits geöffnet.
An der neuen Energie scheint der langjährige Tierpfleger und -kenner Marc Zihlmann nicht ganz unschuldig zu sein. Wenn er vom Projekt erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten: «Ganz wichtig sind für mich die Begegnungen von Mensch und Tier.» Diesen Grundsatz haben Zihlmann und sein Team besonders bei der Renovierung der Gehege umgesetzt: Das Ziegengehege ist begehbar, bei den Schweinen kann man sich zum Picknick an die Bar setzen, und wer mit den Papageien einen Schwatz halten will, kann sogar die Voliere betreten.
Zudem sollen die Tiere gefordert werden. Es sei wichtig, dass sich jede Pflegeperson mit ihren Schützlingen auseinendersetzt und ihnen bei der Fütterung auch mal eine Knobelaufgabe stellt. Trotz der Rolle des Vermittlers, in welcher sich Zihlmann als Tierpfleger sieht, sei der wirtschaftliche Teil nicht zu vernachlässigen. Man spüre eine riesige Unterstützung von allen Seiten.
Und Werner Ballmer ist überzeugt, dass das Konzept auch in der Zeit nach der «Rettung der Raubtiere» funktionieren wird. «Wir sind dabei, innerhalb von zehn Monaten einen nachhaltigen und einzigartigen Zoo auf die Beine zu stellen», fasst Zihlmann zusammen. «Das haben vor uns wohl noch nicht viele geschafft», fügt Ballmer hinzu und lacht.