SVP-Parteileitung
Für seine Parteikollegen kommt Silvio Jekers Rücktritt doch überraschend

Die Umstände, wie SVP-Präsident Silvio Jeker zurückgetreten ist, haben auch parteiintern überrascht. Will nun Nationalrat Christian Imark Präsident werden? Ausschliessen tut er dies nicht. Am Donnerstag wird aber bestimmt noch kein neuer Präsident gewählt.

Lucien Fluri
Drucken
Erst am Dienstag teilte Silvio Jeker seinen Solothurner Parteikollegen mit, dass er sich an der SVP-Versammlung nicht der Wiederwahl stellen will. Archiv SZ

Erst am Dienstag teilte Silvio Jeker seinen Solothurner Parteikollegen mit, dass er sich an der SVP-Versammlung nicht der Wiederwahl stellen will. Archiv SZ

hanspeter baertschi

Mit seinem Knall-auf-Fall-Rücktritt, nur zwei Tage vor der Generalversammlung der Solothurner SVP, sorgt Parteipräsident Silvio Jeker sogar in der Führungsriege der Partei für Erstaunen: «Am Schluss war ich doch überrascht», sagt Nationalrat Christian Imark. Der Rücktritt sei extrem kurzfristig angekündigt worden und stelle die Partei auch vor ein organisatorisches Problem. «Der Entscheid ist aber zu respektieren», so der Politiker, der wie Jeker ebenfalls aus dem Schwarzbubenland stammt.

Zwar, so Imark, sei die Rücktrittsforderung parteiintern gestellt worden – so wie im Fussball nach ein paar schlechten Spielen die Rolle des Trainers hinterfragt werde. Jekers Rückzug habe er zu diesem Zeitpunkt trotzdem nicht erwartet. Er selbst habe aber keine Rücktrittsforderung gestellt, betont Imark. «Wir haben Differenzen gehabt und diese diskutiert. Aber das ist normal. Richtige Strategien müssen erstritten werden.»

Will sich nicht aufdrängen, würde das Präsidium aber zumindest vorübergehend wohl übernehmen Nationalrat Christian Imark.

Will sich nicht aufdrängen, würde das Präsidium aber zumindest vorübergehend wohl übernehmen Nationalrat Christian Imark.

Hat Imark selbst Interesse am Parteipräsidium? «Ich glaube, dass es derzeit nicht um diese Frage geht», betont er. An der am Donnerstagabend stattfindenden Versammlung müsse jemand bestimmt werden, der die Partei übergangsmässig führe, um Struktur und Funktionen neu zu definieren und besetzen. Im Zentrum stehe dabei das Funktionieren der SVP Solothurn. «Ich dränge mich nicht auf. Aber ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen, wenn es mich braucht.»

«Das hinterlässt nur Verletzte»

Überrascht worden ist auch Christian Werner, SVP-Fraktionschef im Kantonsrat. «Ich habe nicht gewusst, dass der Rücktritt so kurzfristig kommt», erklärt der Oltner. An der letzten Parteileitungssitzung habe er krankheitshalber jedoch auch nicht teilnehmen können.

Hat Werner die Rücktrittsforderung auch gestellt? «Es hat gewisse Stimmen gegeben, die diese Frage diskutieren wollten», sagt Werner.

Will das Präsidium nicht: Fraktionschef Christian Werner gefällt sein derzeitiges Amt.

Will das Präsidium nicht: Fraktionschef Christian Werner gefällt sein derzeitiges Amt.

Bruno Kissling

Ob er selbst dazu gehörte oder nicht, will er grundsätzlich nicht kommentieren. «Selbst wenn ich es getan hätte, würde ich nichts dazu sagen.» Parteiinterne Auseinandersetzung hätten in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. «Das hinterlässt nur Verletzte.» Werner selbst strebt das Präsidentenamt nicht an. Er sei erst seit 1,5 Jahren Fraktionschef. «Mir gefällt dieses Amt. Und es macht keinen Sinn, eine Lücke zu stopfen, indem man eine andere aufreisst.»

Insbesondere aus dem unteren Kantonsteil könnten weitere mögliche Kandidaten fürs Präsidium stammen, etwa die Kantonsräte Tobias Fischer (Hägendorf), Johannes Brons (Schönenwerd) oder allenfalls aus dem oberen Kantonsteil der glücklose Regierungsratskandidat Manfred Küng (Kriegstetten).