Fridays for Future
«Keine leeren Versprechungen mehr»: Das sind die Forderungen der streikenden Klimaaktivisten in Solothurn

Wie in der ganzen Schweiz haben am Freitag auch in verschiedenen Städten im Kanton Solothurn Klimaaktivistinnen und -aktivisten zu Kundgebungen aufgerufen. Eine Bewilligung wurde nur für diejenige in Olten eingeholt.

Andri Morrissey
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Sitzstreik Klima-Jugend und Klima-Grosseltern in Solothurn.

Sitzstreik Klima-Jugend und Klima-Grosseltern in Solothurn.

Tom Ulrich

Im Rahmen der Aktion, die international stattfand, haben auch verschiedene Gruppen in der ganzen Schweiz zum Demonstrieren aufgerufen. So auch in Solothurn und Olten.

Unter dem Motto «No more empty promises» oder «keine leeren Versprechen mehr» demonstrierten die Klimaaktivistinnen und
-aktivisten für eine Zukunft ohne Klimawandel. Die Hauptforderung der Aktivisten ist, wie auf der Website des Kollektivs Klimastreik Olten beschrieben wird, die folgende: Es dürfen «nur noch so viele Treibhausgase ausgestossen werden, wie wir mit natürlichen und künstlichen Senken wieder aus der Atmosphäre filtern können».

CO2-Ausstoss bei netto null bis 2030

Die Aktion wurde dezentralisiert in der ganzen Stadt Solothurn durchgeführt. Am Friedhofsplatz trafen sich etwa 30 Jugendliche in kleine Gruppen und machten auf ihre Anliegen aufmerksam. «Ich denke, in diesem Zeitalter kommen wir an einen Punkt, wo wir durch das Verbrennen von fossilen Stoffen keinen Ausweg aus der Krise mehr finden werden», sagt ein Demonstrant in der Solothurner Altstadt. «Man sieht immer vor einem grossen Massenaussterben einen grossen Anstieg von atmosphärischem CO2», führt der junge Mann aus.

Laut einer Organisatorin, die nicht namentlich erwähnt werden möchte, gibt es auch schon einen internationalen Aktionsplan zur Bekämpfung des globalen Klimawandels. Der Plan wurde mit internationalen Wissenschaftern ausgearbeitet und umfasst gesamthaft fast 400 Seiten. «Uns wurde jahrelang vorgeworfen, dass wir nur fordern, aber keine konkreten Vorschläge machen. Jetzt haben wir einen konkreten Plan und dieser zeigt, dass netto null bis 2030 möglich ist», sagt die Organisatorin. Damit ist die Forderung der Bewegung gemeint, die eine CO2-neutrale Schweiz bis 2030 verlangt.

Keine Altersgrenze bei den Aktivistinnen und Aktivisten

Auch alt Nationalrätin Miguel Misteli (Grüne, Solothurn) war mit einigen gleichaltrigen Gleichgesinnten vor Ort. Sie bekennt sich schon bei der Ankunft zu den Jugendlichen, die getrennt an verschiedenen Orten mit Schildern sitzen. «Die Fakten haben wir und diese sind weltweit bestätigt und ich glaube, das ist nicht mehr zu verleugnen», sagt Misteli.

«Und man weiss auch, je länger, dass wir warten, desto mehr wird es kosten, auch Menschenleben!»
Sitzstreik Klima-Jugend und Klima-Grosseltern auf dem Friedhofsplatz.

Sitzstreik Klima-Jugend und Klima-Grosseltern auf dem Friedhofsplatz.

Tom Ulrich

Die verschiedenen Kundgebungen im Kanton Solothurn wurden scheinbar von voneinander unabhängigen Gruppen organisiert. Auf Anfrage bei der Kantonspolizei Solothurn wurde der Redaktion mitgeteilt, dass nur in Olten eine Bewilligung für eine Kundgebung eingegangen sei. Für die Kundgebung in Solothurn wurde kein Gesuch eingereicht.

Die Organisatorin erklärt, es handle sich auch nicht um eine Demonstration, sondern um einen Sitzstreik. So könnte auch die nötige Distanz eingehalten und Gruppen von mehr als 15 Menschen verhindert werden. «Wer sich nicht an die Coronamassnahmen haltet, agiert nicht im Namen des Klimastreik-Organisationskommitees», sagt die junge Frau.

Viel Bekennung zu den eigenen Privilegien

Zwar wird für die Zukunft demonstriert, doch die Anliegen sind weniger auf die Schweiz bezogen. Die befragten Demonstranten sprechen sich oft für Solidarität für Länder aus, die stark von der Klimakrise betroffen sind. Die Schweiz gehöre da nicht dazu. «Ich denke, mit der Schweiz sind wir in einem Land, wo wir uns nicht wirklich um unsere Zukunft fürchten müssen», sagt die Organisatorin vor Ort. «Jedoch bedeutet dies auch nicht, dass wir uns aufs Sofa setzen und uns ausruhen können – denn die Welt wird mit sehr grossen Problemen zu tun haben.»

Ein Teilnehmer des Solothurner Sitzstreiks.

Ein Teilnehmer des Solothurner Sitzstreiks.

Tom Ulrich

Ein weiterer Demonstrant teilt diese Meinung. Wir, in unserer privilegierten Situation, müssten uns nicht unbedingt um unsere Zukunft fürchten, führt er aus. «Ich lebe ja in einem gesicherten Umfeld. Mir geht es eher darum, dass es unzählige Inseln gibt, die wegen des steigenden Meeresspiegels einfach untergehen.»

Miguel Misteli und ihre Freunde solidarisieren sich mit den Jugendlichen:

«Wir hatten in unserer Jugend Perspektiven, die die heutige Jugend nicht mehr hat. Und darum unterstützen wir auch die heutige Jugend, weil sie wird es vor allem treffen. Sie können legitimiert sagen, dass man ihnen die Zukunft klaut.»

Trotz fehlender Bewilligung war die Polizei kaum anzutreffen. Bis zum Redaktionsschluss gingen keine Meldungen der Polizei über Vorfälle in Solothurn diesbezüglich ein.