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David Aegerter ist Geschäftsführer der privaten Seniorenbetreuungsfirma Home Instead im Raum Solothurn und Oberaargau – am Samstag organisiert er ein letztes Mal die Seniorenmesse 55+ im Solothurner Landhaus.
David Aegerter: Wir bedauern sehr, dass wir diesen Entscheid treffen mussten. Der Grund dafür liegt nicht in einem fehlenden Interesse von Ausstellern oder Besuchern. Auch diesmal werden wir in Solothurn ein volles Landhaus haben. Es gibt ein starkes Bedürfnis bei Senioren und ihren Angehörigen nach Informationen. Gefehlt hat uns vielmehr die finanzielle und mentale Unterstützung der öffentlichen Hand. Vergeblich haben wir uns auch um Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen bemüht. In den letzten sechs Jahren haben wir mit der Veranstaltung der Messe einen Verlust von insgesamt über 100 000 Franken geschrieben. Das ist nicht mehr tragbar.
Wir müssen uns auch nach fünf Jahren noch dafür rechtfertigen, warum wir als private Organisation überhaupt eine solche Messe veranstalten. Etliche sind der Meinung, es handle sich um ein reines Marketing-Instrument und wir verdienen Geld damit. Viele der gemeinnützigen Organisationen wollen sich zwar nicht als Messe-Partner engagieren, als Aussteller sind sie aber in der Mehrheit. Wir haben den öffentlichen Anbietern immer geringere Standgebühren verrechnet, einige konnten und können auch diesmal ihre Dienstleistungen gratis präsentieren.
Die Home Instead Schweiz AG ist 2007 als Franchisen-Nehmerin einer US-Firma gegründet worden. Sie vergibt in der Schweiz Lizenzen. Die einzelnen Geschäftsstellen sind juristisch selbstständig. David Aegerter ist Geschäftsleiter von Home Instead im Kanton Solothurn, in Teilen des Kantons Aargau, im Oberaargau sowie im Seeland. Insgesamt gibt es in der Schweiz 24 regionale Betriebe mit total über 1800 Mitarbeitenden. Die von David Aegerter im Jahr 2009 gegründete Geschäftsstelle beschäftigt aktuell 242 Betreuerinnen sowie 18 Büromitarbeitende. Ihren Sitz hat die Geschäftsstelle in Attiswil. David Aegerter ist 37 Jahre alt und wohnt mit seiner Familie ebenfalls in Attiswil. Er ist Koch, Restaurateur und hat ein Studium in der Gerontologie absolviert. (esf)
Bei meinem Start mit Home Instead im Kanton Solothurn war es mein Ziel, mich mit den bestehenden Organisationen zu vernetzen. Zudem fehlte bis dahin ein Info-Anlass, wo private und öffentliche Organisationen derart umfassend Interessierten ihre Dienstleistungen vorstellen. An unserer ersten Messe im Alten Spital in Solothurn nahmen rund 15 Aussteller teil. Im Jahr 2013 führten wir die Messe in Olten und Solothurn durch, mit gemeinsam gegen 90 Anbietern. Damit hatten wir unsere Kapazitätsgrenzen erreicht. Bereits im letzten Jahr und auch jetzt wieder beschränken wir uns auf Solothurn.
Die Betreuung und Pflege von Seniorinnen und Senioren zu Hause ist ein Wachstumsmarkt. Neun von zehn Betagten wollen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben können. Die Zahl der über 65-Jährigen wird in der Schweiz bis 2030 von heute 1,4 auf 2,2 Millionen ansteigen. Das bedeutet eine von Jahr zu Jahr höhere Nachfrage nach entsprechenden Dienstleistungen. Eine Organisation alleine kann die Versorgung gar nicht mehr sicherstellen. Für die Kunden bringt der Markt nur Vorteile. Die Kunden haben Wahlfreiheit, die Qualität der Dienstleistungen steigt.
Seit einigen Jahren lässt sich beobachten, wie die Nachfrage gerade im Bereich Betreuung und Begleitung stark zunimmt. Stichworte sind Angebote im betreuten Wohnen, dazu gehören auch Alterswohnungen. Das Bedürfnis nach Betreuung und Begleitung ist der Pflegebedürftigkeit dabei meist vorgelagert und auch zeitintensiver. Dadurch aber wird immer deutlicher, dass Dienstleistungen im Bereich Medizin und Pflege einerseits sowie Begleitung und Betreuung andererseits zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Es macht Sinn, diese beiden Bereiche zu trennen. Sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch was die Qualität der Dienstleistungen betrifft.
Am Samstag, 31. Oktober, werden im Solothurner Landhaus über 50 Aussteller von 10 bis 18 ihre Dienstleistungen und Produkte rund um das Thema Alter präsentieren. Die gemeinnützigen und kommerziellen Organisationen decken dabei die drei Bereiche «Unterstützung finden», «Geniessen» und «Vorsorge» ab. Der Bereich «Unterstützung finden» umfasst Betreuungs- und Pflegeangebote, aber auch medizinische und technische Hilfsmittel sowie alternative Heilmethoden oder die finanzielle Unterstützung. Interessierte können sich zudem über die Entlastung pflegender Angehöriger informieren oder verschiedene Arten der Trauerbegleitung.
Neben der ganztägigen Messe bildet der Informationsteil von 14 bis 15.30 Uhr den Höhepunkt der Veranstaltung. Kurt Aeschbacher moderiert hier eine Runde von Direktbetroffenen und Fachexperten zur Palliativen Begleitung und zur Sterbehilfe. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der «Schrecken» Spital und was alles unternommen werden kann, damit ältere Menschen auch nach einem Spitalaufenthalt wieder nach Hause zurückkehren können. Zu den Gesprächspartnern von Kurt Aeschbacher gehört etwa Spitalschwester Verena vom Solothurner Bürgerspital. Das Bürgerspital ist zudem mit Näder Helmy, Chefarzt im Bereich Orthopädie, vertreten. Über seine Erfahrungen spricht weiter Buchautor Ueli Oswald, der seinen Vater Heinrich Oswald in den Tod begleitet hat. Auf der Bühne vertreten ist auch Peter Kaufmann, Präsident von Palliacura, einer Stiftung der Sterbehilfeorganisation Exit. Spezialist in der Altersmedizin ist Dieter Breil, stv. Chefarzt am FelixPlatter-Spital in Basel. (esf)
Wir sehen uns immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, uns die Rosinen herauszupicken. Ich sehe das anders. Die gemeinnützigen Spitex-Organisationen haben gerade im medizinisch-pflegerischen Bereich einen ganz bestimmten Bedarf zu decken. Dafür bekommen sie Subventionen von der öffentlichen Hand, das finde ich auch gut so. Auffallend ist aber, dass viele öffentliche Spitex-Anbieter auch bei hauswirtschaftlichen Dienstleistungen im Unterschied zu uns nicht kostendeckend arbeiten können.
Zum einen liegt das an einem höheren betriebswirtschaftlichen Bewusstsein. Private Anbieter sind gezwungen, ohne öffentliche Gelder auszukommen. Zum anderen: Bei vielen öffentlichen Anbietern werden auch Betreuungsarbeiten von Mitarbeitenden erbracht, die im medizinisch-pflegerischen Bereich sehr gut qualifiziert und damit entsprechend teuer sind. Unser Personal hingegen verfügt über Qualifikationen im Bereich Betreuung und Begleitung und wird hier auch regelmässig weitergebildet.
Überhaupt nicht. Home Instead hat sich freiwillig einem mit den Sozialpartnern erarbeiteten Gesamtarbeitsvertrag unterstellt, dem GAV Personalverleih. Vor allem aber: Schlechte Arbeitsbedingungen können wir uns in dieser Branche, die zunehmend mit einem Personalmangel zu kämpfen hat, gar nicht leisten. Auch unsere Kunden würden es spüren, wenn unsere Mitarbeiter unzufrieden sind. Wir führen unter unseren Mitarbeitenden im Übrigen regelmässig Umfragen zur Arbeitszufriedenheit durch.
Bilder von der letztjährigen Veranstaltung:
Die öffentliche Spitex hat eine sehr gute flächendeckende Organisation aufgebaut, um die Grundabsicherung zu gewährleisten. Der demografische Wandel aber zwingt viele Gemeinden, mit ihren finanziellen Mitteln haushälterisch umzugehen. Deshalb ist es legitim, dass sie Leistungsaufträge ausschreiben und die Dienstleistungen jener Organisation übergeben, die ihnen am besten und günstigsten erscheint. Home Instead befürwortet aber eher ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander von öffentlichen und privaten Anbietern.
Wie ich bereits angetönt habe, bin ich ein Befürworter von Spezialisierung und der Konzentration auf das Kerngeschäft. Nochmals: Ich bin klar der Meinung, dass man Betreuung und Begleitung von der professionellen Pflege trennen muss. Die öffentliche Spitex sehe ich als Profi in den medizinischen Fragen. Wir verstehen uns als Profis für die Betreuung und Begleitung. In diesem Bereich wäre es für uns auch denkbar, mit Gemeinden zusammenzuarbeiten. Dann nämlich, wenn es um die Übernahme der Versorgungspflicht für eine bestimmte Region geht. Wichtig ist, dass sich die Spezialisten im Dienst der Kunden absprechen, die Schnittstellen koordinieren.
Bis zur Stunde ist mir nichts bekannt. Ich würde es aber begrüssen, wenn der Info-Anlass weiter besteht. Ich wäre auch bereit einen gewissen Support bei der Übergabe zu leisten.
Die Einsamkeit ist zunehmend ein Thema für viele ältere Männer und Frauen. Diesem Problemkreis wollen wir uns in Zukunft verstärkt widmen. Zukünftige Veranstaltungen planen wir kleiner, im regionalen Rahmen und auf einzelne Themen fokussiert.