Kanton Solothurn
Ein Viertel der Lehrstellen ab Sommer sind noch offen – KV-Lehre beliebter als der Bau

533 offene Lehrstellen gibt es noch aufs neue Lehrjahr im Kanton Solothurn. Beliebt ist nach wie vor eine KV-Lehre. Offene Stellen finden sich im Baugewerbe und in der Gastronomie.

Lara Frey
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Die KV-Lehre ist beliebt. (Archivbild)

Die KV-Lehre ist beliebt. (Archivbild)

KEYSTONE/PETER KLAUNZER

1760 Lehrstellen sind Anfang Juni besetzt, ganze 533 Lehrverträge müssten bis ‹Ende Sommer noch geschlossen werden, damit alle Lehrstellen im Kanton besetzt wären. Diese Zahlen ähneln denjenigen der letzten Jahre. Rudolf Zimmerli, Leiter der Abteilung Berufslehren beim Amt für Berufsbildung und Mittelschulen, zeigt sich jedoch optimistisch: «Bis im Sommer werden etwa 2250 Lehrstellen besetzt sein», schätzt er.

Dann wären noch 43 Lehrstellen unbesetzt. 1521 der bereits vergebenen Lehrstellen sind EFZ- Lehrstellen (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis), die anderen 239 EBA (Eidgenössisches Berufsattest).

Weiterbildungsmöglichkeiten und Zukunftsaussichten

Die beliebtesten Lehrgänge sind die üblichen: KV, Gesundheitsberufe, insbesondere Fachperson Gesundheit (FaGe), Detailhandel und Logistik. Thomas Jenni von der Geschäftsstelle des Kantonal-Solothurnischen Gewerbeverbandes erklärt die Beliebtheit des KVs damit, dass der Job breit gefächert sei und es viele Weiterbildungsmöglichkeiten gäbe. Er vermutet, dass auch der Umstand, dass es ein Bürojob mit einem sauberen Arbeitsplatz und ohne handwerkliche Tätigkeiten sei, die Beliebtheit der Ausbildung erhöht. Erik Grossenbacher, Leiter der Geschäftsstelle der Sektion Aargau-Solothurn des Schweizer Berufsverbandes für Pflegefachpersonal, nennt als Gründe für die Beliebtheit der Lehrstellen als FaGe: Es gebe einerseits viele offene Stellen und es sei ein vielfältiges Feld mit verschiedenen Richtungen, andererseits seien auch die Zukunftsaussichten vielversprechend. Teilzeitarbeit sei möglich und FaGes auf dem Arbeitsmarkt gefragt.

Offene Lehrstellen in der Gastro und auf dem Bau

Die meisten offenen Lehrstellen findet man im Gastgewerbe, wo noch 73 Lehrstellen zu vergeben sind, und auf dem Bau, wo noch 61 Lehrlinge gesucht werden. Auch in der Gebäudetechnik sind noch 52 Lehrstellen frei, im Metall- und Maschinenbau sind es 51. Die Lehrstellen seien im ganzen Kanton gleichmässig verteilt, so Zimmerli. Was hingegen erstaunt, sind die 26 offenen Lehrverhältnisse für KV-Lehrstellen.

Sowohl Zimmerli als auch Jenni bezeichnen diese hohe Zahl als untypisch, normalerweise seien die allermeisten KV-Lehrstellen im Juni nämlich schon besetzt. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Betriebe aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und den damit verbundenen neuen Anforderungen spezifischere Profile von den Schulabgängern erwarten und höhere Anforderungen stellen, so Jenni. Auch deshalb werde die Digitalisierung in den Mittelschulen thematisiert und auf die kommenden Veränderungen aufmerksam gemacht, damit die Schüler wissen würden, dass sich der Arbeitsmarkt im kaufmännischen Bereich verschärfen werde.

Kurzfristige Abschlüsse im Gastgewerbe

Weniger sorgenvoll tönt es bei Peter Oesch, Präsident des kantonalen Gastroverbandes. Er ist über die vielen offenen Lehrstellen im Gastronomiebereich weder erstaunt noch besorgt. In der Gastronomie sei es üblich, dass die Lehrstellen sehr kurzfristig vergeben werden und er sei zuversichtlich, dass die Lücken noch gefüllt werden. Man sei bemüht, gute Lern- und Arbeitsbedingungen zu schaffen, allerdings sei die Abend- und Wochenendarbeit ein Minusfaktor bei vielen Jungen.

Auch Bruno Fuchs, Präsident des Baumeisterverbands Solothurn, zeigt sich eher zufrieden als besorgt: Die Zahlen der Lehrlinge auf dem Hochbau konnten in den letzten Jahren konstant gehalten werden. Er betont jedoch auch, dass das Baugewerbe heute sehr «hightech» geworden sei und die Betriebe darum auch höhere Anforderungen hätten. Um mehr junge Leute für den Beruf auf dem Bau zu begeistern, haben sich mehrere Firmen zusammengeschlossen und bieten gemeinsam Schnupperprogramme an und sind an Berufsmessen mit dem eigenen Infomobil sowie auch auf Instagram und YouTube präsent.