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Die Ende 2014 eröffnete Seilbahn Weissenstein ist auch in ihrem fünften Betriebsjahr auf Kurs.
«Die Bahn ist sicher ein Tourismus-Hotspot für die Stadt und Region. Aber wir haben Gäste aus der ganzen Schweiz, die staunen, wie wir das bewerkstelligen konnten.» Es scheint fast, als würde Rolf Studer selbst noch staunen. Der Vize-Verwaltungsratspräsident der Seilbahn Weissenstein AG war 2001 die treibende Kraft, als er mit einem Grüppchen Gleichgesinnter die altehrwürdige Sesselbahn aus der Konkursmasse des vorherigen Betreibers übernahm – und so die Weiterfahrt ermöglichte.
Schon bald aber stellte sich die drängende Frage: neue Bahn oder nicht? 2009, mit dem Auslaufen der «Sässeli»-Konzession musste sie beantwortet sein. «Ich war einer von denen, die sich im Verwaltungsrat am längsten für den Erhalt wehrten. Aber alle Fakten sprachen für die neue Bahn. Und deshalb habe ich mich danach auch mit aller Kraft für das neue Projekt eingesetzt.»
Es sollte ein dornenvoller Weg werden. Das geringste Problem: die Geldbeschaffung. «2007 hatten wir das Eigenkapital von 12,2 Mio. Franken beisammen – 93 Prozent stammen von Privatinvestoren», ist Studer sichtlich stolz, was Privatinitiative immer noch zu bewegen vermag.
20. Dezember 2014. Sieben Jahre später ist es nach langem Hickhack um den Sässeli-Erhalt so weit: Die neuen blauen Vierergondeln aus Oltner CAW-Produktion befördern endlich Fahrgäste über die drei Design-Stationen auf den Hausberg. Und das nicht zu knapp. Im ersten Jahr wurden über 417 000 Personen befördert. Rolf Studer: «Jetzt hat sich das Ganze eingependelt, und wir sind im 2007 erstellten Businessplan.»
Will heissen: Man liegt 50 Prozent über dem Fahrgast-Aufkommen der alten Bahn. Oder zwischen 250'000 und 300'000 beförderten Personen jährlich. Bis Anfang August zählte die Seilbahn in diesem Jahr wieder rund 145 000 Passagiere. Die Delle im letzten Jahr war mit dem Kurhausumbau und der Schliessung abzusehen gewesen. «Deshalb richteten wir unser Restaurant in der Bergstation ein.» Jetzt ist es Geschichte; «wir haben 475'000 Franken investiert und mit einer schwarzen Null abgeschlossen. Dafür haben wir einen grossen Mehrwert generiert», blickt Studer auf trotzdem zufriedenstellende Frequenzzahlen.
Die Sesselbahn auf den Weissenstein mit ihren drei Stationen Oberdorf, Nesselboden und Weissenstein, nahm 1949 mit der Konzessionsvergabe Formen an. Ende 1950 war unter dem tatkräftigen Pionier Robert Strüby die Bahn der Firma von Roll bei Gesamtkosten von 1,22 Mio. Franken fertigstellt. Klaglos funktionierte sie, bis 1994 eine umfassende Gesamtrevision für nochmals über 4 Mio. Franken anstand. Das Bundesamt für Verkehr BAV verlängerte danach die Betriebsbewilligung um 15 Jahre. Inzwischen hatte sich für die Betriebsgesellschaft, die Bergbahn Weissenstein BOW, die Situation dramatisch verschlechtert, da sie mit der Kurhaus-Pacht ab 1990 fast jedes Jahr happige Verluste aus der Restauration und Hotellerie mittragen musste. Im Frühling 2001 ging die BOW Konkurs, kurz darauf übernahm die neu aufgestellte Selbahn Weissenstein AG den Bahnbetrieb. Im Herbst 2009 war die Sesselbahn Geschichte. Trotz Rettungsversuchen des Vereins Pro Sässeli und des Heimatschutzes wurde sie 2013 nach langem, zähem Rechtsstreit abgebrochen. (ww)
Nicht beeinflussbar ist das Wetter. Schöne Herbstage sind wichtig, noch mehr punktet die Bahn an schönen Schlittelwochenenden mit genügend Schnee. «De räblets», so Studers Erfahrung. Abgefedert hat die Seilbahn Weissenstein das unternehmerische Risiko jedoch mit fünf Hauptsponsoren, deren fünf Jahre Vertragsdauer Ende Jahr auslaufen. «Alle haben verlängert. Um zehn Jahre.» Ein Vertrauenbeweis in die neue Seilbahn, die seit 2014 schon einiges bewirkt hat.
«Ohne die neue Bahn wäre der Kurhausumbau nie realisiert worden», ist sich nicht nur Rolf Studer sicher. Das 25-Mio.-Projekt des Anfang August eröffneten Hotels Weissenstein hat seine Auswirkungen auf den Bahnbetrieb: «Hotel und Bahn gleichen siamesischen Zwillingen – sie sind von- einander abhängig», erklärt Studer. So wurde die Fahrzeit der Seilbahn an den Donnerstag-, Freitag- und Samstagabenden auf 20 Uhr ausgedehnt, dazu kommt ein Zeitfenster von 21.45 bis 23 Uhr für den Rücktransport vom Berg. Nach einer Versuchphase von einem Jahr sitze man wieder zusammen, um zu sehen, ob der für die Bahn erhebliche Mehraufwand überhaupt verkraftbar sei.
«Wir bräuchten attraktive, sportliche Zusatzangebote auf dem Berg, kann der «Mister Seilbahn» nach vier Jahren die geplante Bikestrecke kaum erwarten. Und noch immer trauert Studer der nie in die Gänge gekommenen Sommerrodelbahn nach: «Sie wäre für uns ideal gewesen.»