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Kanton Solothurn
An einer Sitzung der reformierten Kirche Kanton Solothurn stellt der deutsche Theologe Fulbert Steffensky klare Forderungen. Gott werde heute verharmlost und verschwiegen - die Kirche solle deshalb klar und deutlich gegen aussen auftreten.
Die Synode der reformierten Kirche Kanton Solothurn hat am Samstag in Dornach getagt. An der Sitzung konnte sie hohen Besuch begrüssen: Regierungsrat Remo Ankli und den Theologen Fulbert Steffensky.
Auf der Einladung zur Synode der reformierten Kirche Kanton Solothurn gab es kaum Traktanden, über welche die Delegierten ausgiebig diskutierten. Einstimmig wurde der Voranschlag 2016 der Rechnungen der Synode und des Finanzausgleichs und die Bausubventionen für das laufende Jahr von rund 153 000 Franken bewilligt. Der Betrag unterstützt die Gebäudesanierungen in den Kirchgemeinden Gäu, Leimenthal und Thal.
In der Zukunft werde die Kirche nicht mehr mit so grosser Kelle anrichten können, erklärte Synodalratspräsidentin Verena Enzler. Die Reform der Unternehmenssteuer führe zum Rückgang der Beiträge der Firmen.
Dies bestätigte Regierungsrat Remo Ankli, der die Synode in Dornach besuchte und die Grüsse der Solothurner Regierung überbrachte. Um eine Lösung beim Finanzausgleich zu erarbeiten, habe man eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Die Beziehungen zwischen den Kirchen und dem Kanton bezeichnete Ankli als gut.
Fulbert Steffensky sei einer der renommiertesten Theologen im deutschsprachigen Raum, stellte Synodalrat Ulrich Wilhelm den deutschen Referenten vor. Steffensky, der heute in Luzern lebt, studierte katholische Theologie und trat mit 21 Jahren ins Benediktinerkloster Maria Laach ein.
Nach 13 Jahren verliess er das Kloster und konvertierte zum lutherischen Bekenntnis. An der Seite der Theologin Dorothee Sölle, die er heiratete, wurde er zu einem der markantesten Vertreter der Nachkriegstheologie. Heute tritt der 82-Jährige regelmässig auf dem Deutschen Kirchentag auf.
In der Synode von Dornach verglich Fulbert Steffensky die Situation der heutigen Kirchen mit jener der Juden in der Babylonischen Gefangenschaft. «In der säkularen Gesellschaft befindet sich die Kirche im Exil.»
Voller Heimweh, Nostalgie und rückwärtsgewandter Sehnsucht verkläre man die vergangene Zeit der angeblich vollen Kirchen. Man übersehe dabei, wie wenig die alten Häuser den Geist Christi repräsentierten.
Religiös bildeten damals die Kirchen und die Gesellschaft eine Einheit, stellte Steffensky fest. «Doch der Staat machte sich die Kirchen dienstbar, die den Hass gegenüber den Juden und den Fremden mitprägten.»
In der heutigen pluralistischen Gesellschaft seien die Kirchen eine von vielen Optionen. Steffensky deutete dies als Chance zur neuen Freiheit: Noch nie sei der Wille nach Frieden in der Kirche so stark gewesen. Heute sei der Glaube reiner geworden und zeuge stärker vom Geist Christi, den sie nicht loswerde.
Steffensky forderte die Synodalen auf, die Kirche müsste zum «Glaubensgasthaus der verstorbenen und lebenden Geschwister» werden. Hier könnten Menschen über ihren Glauben und ihre Zweifel reden und voneinander lernen.
Aufgabe der Kirche sei es, das «Gerücht über Gott zu verbreiten». Fulbert Steffensyk stellte fest, dass die Kirchen heute «Fahnenflucht in die kleinen Sachen begehen». Statt vom Mysterium predige man Sagbarkeiten und beschränke sich auf bescheidene moralische Appelle.
Gott werde verharmlost und verschwiegen. «Heute ist Gott nett und süss und vergibt schon, bevor man gesündigt hat. Gott wurde gezähmt und zum guten Onkel.»
Die Kirche müsste zur eigenen Deutlichkeit finden, erklärte der Theologe. Man könne nur selbst glauben, wenn man auch nach aussen klar und deutlich auftritt. «Es gibt kein Recht, zu schweigen», meint der deutsche Fulbert Steffensky.