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Kanton Solothurn
Seit 20 Jahren laufen im Paketzentrun Härkingen täglich Tausende Pakete über die Fliessbänder. Zum Jubiläum gibt’s Einblicke hinter die Kulissen – und Neuigkeiten zu den Ausbauplänen des gelben Riesen.
Wer im Kanton ein Päckli erhält, kriegt damit Post aus Härkingen. Und wer ein Paket auf der Post oder Agentur im Dorf aufgibt, schickt Post nach Härkingen. Denn: Dort steht eines von drei Paketzentren der Schweizerischen Post. Die anderen beiden befinden sich in Frauenfeld und in Daillens im Kanton Waadt. Diese drei Zentren gibt es nun seit 20 Jahren. Würde man alle Päckli, die jährlich durch diese Zentren gehen, aneinanderreihen, könnte man zweimal die Erde damit umfassen.
Diesen Fakt verkündete am Montag stolz Mario Killias. Er ist der Leiter des Paketzentrums in Härkingen; ein grosser grauer Bau, der neben der Autobahnausfahrt Egerkingen aufragt. Auf dem Hof vor dem Gebäude sind unzählige gelbe Container gelagert. Zum 20-Jahr-Jubiläum lud die Post hier zum Rundgang ein.
Alleine in Härkingen gehen an Spitzentagen – Weihnachten oder Ostern – stündlich bis zu 25'000 Pakete über die Fliessbänder. 400 Mitarbeitende – an den soeben erwähnten Spitzentagen teils sogar 100 mehr – sind hier täglich am Werk. Grob lässt sich, was im Zentrum abläuft, in drei Schritte unterteilen.
Pakete kommen entweder per Zug oder mit dem Lastwagen nach Härkingen. Rund 60 Prozent der Ware transportiert die Post über Schienen, den Rest auf der Strasse. So ist einerseits die Autobahnausfahrt Egerkingen sehr nahe. Es führen aber auch fünf Geleise bis vor das Paketzentrum. Zwei grosse Krane entladen hier die geladenen Container; Transporter stellen die Container vor verschiedene Tore des Paketzentrums. Hier werden sie entladen. Obwohl vieles voll automatisiert wurde: Dafür braucht es Mitarbeitende. Sie bringen die Ware zum Fliessbandnetz – mal hieven sie mit zusammengebissenen Zähnen schwere Boxen auf das Band, mal schmeissen sie locker und Kaugummi kauend kleine Päckli auf das Band. Bis zu 30 Kilogramm wiegt ein Paket. Um die Mitarbeitenden herum das Dröhnen von Gabelstaplern; und vor allem das laute Geratter des Fliessbandes. Ein Knochenjob. Einmal die Woche schaut ein Physiotherapeut vorbei, der die Arbeitsplätze kontrolliert und den Mitarbeitenden Tipps gibt.
Einmal im Fliessbandnetz werden die Päckli gescannt. Das System weiss dann, wohin die Ware muss und teilt das Paket automatisch dem richtigen Bereich im Gebäude zu. Automatisch rollen die Päckli dann auch im richtigen Moment vom Fliessband und rutschen eine Rampe hinunter. Hier schaut sich ein nächster Mitarbeitender die Adresse an und ordnet die Päckli in verschiedene Behälter. Was hier auffällt: Gefühlt jedes dritte Paket ist weiss mit orangem Logo und schwarzem Schriftzug. Zalando – der Online-Riese verkauft Kleidungsstücke und nimmt sie auch wieder zurück, wenn sie nicht passen. Zalando sei ein grosser Kunde, heisst es in Härkingen. Auch weil rund 60 Prozent der Zalando-Pakete zweimal durch das Paketzentrum in Härkingen kommen. Beim ersten Mal werden sie dem Kunden zugestellt; beim zweiten Mal kommen sie retour, weil der Kunde sie zurückschicken will.
Wird ein Paket von Härkingen weitergeleitet, gelangt es wiederum durch eines der vielen Tore des Zentrums in einen gelben Container. Dieser wird wiederum von einem Transporter abgeholt. Die Fahrer auf dem Hof rechnen mit zwei Minuten pro Container; oft ist eine Fahrt aber schneller erledigt. Stundenlang fahren sie auf dem Hof herum – zwischen Paketzentrum und Abstellplätzen. Von hier aus heben wieder die Krane die Container auf Lastwagen oder Schiene, dann kommen die Päckli zu den Kunden.
Wobei immer mehr Kunden die Ware, die sie bestellen, schon am nächsten Tag haben möchten. Die Anzahl «Prio-Pakete», die eben bereits am Folgetag geliefert werden, machte 2018 erstmals über 50 Prozent der Pakete in den drei Zentren aus. Auch steigt der Umsatz im Online-Handel stark an. Die drei Paketzentren, darunter dasjenige in Härkingen, reichen der Post deshalb nicht mehr. Bis 2020 investiert der gelbe Riese 190 Millionen Franken in drei weitere Paketzentren: in Graubünden, im Tessin und im Wallis. In diesen soll künftig dann auch ein Teil der Päckli-Flut aus Härkingen abgefangen werden.