Auf einen Kaffee mit...
Der Baron von Besenval hätte Freude an ihm

Andreas Affolter ist der neue Schlossherr auf der Waldegg. Seit Neustem arbeitet der 32-Jährige noch im Solothurner Staatsarchiv.

Fränzi Zwahlen-Saner
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Der Historiker und gebürtige Oekinger Andreas Affolter ist seit 1. Mai Kurator auf Schloss Waldegg.

Der Historiker und gebürtige Oekinger Andreas Affolter ist seit 1. Mai Kurator auf Schloss Waldegg.

Fränzi Zwahlen-Saner

Ein junger Mann, freundlich, in modernem Outfit öffnet die altehrwürdige Türe des Schlosses Waldegg an diesem Nachmittag. Es ist Andreas Affolter, der neue «Schlossherr» des Hauses. Seit dem 1. Mai ist er der Nachfolger von André Schluchter, der in den Ruhestand getreten ist. Wir treffen uns zum «Kaffee mit...» und Affolter bittet in den sonnigen Schlossgarten.

Er habe das Schloss und sein «Innenleben» schon vor einiger Zeit näher kennen gelernt, schon bevor er nun in Schluchters Fussstapfen getreten sei, erzählt der gebürtige Oekinger. «2013 konnte ich für Schluchter eine Recherche für die damalige «Ambassadoren-Ausstellung» durchführen und auch für die darauf folgende «Besenvaliana»-Ausstellung leistete er einen Beitrag. «Und während meines Studiums der Neueren Geschichte an der Universität Bern war ich einmal auf einer intensiveren Exkursion hier auf dem Schloss», berichtet der 32-Jährige. Schon damals war er von dem Anwesen begeistert.

Mit Andreas Affolter scheint nun also genau der richtige Fachmann für die Waldegg seit dem 1. Mai verantwortlich zu sein. Affolter hat sich nämlich während seines Studiums auf die Beziehungen zwischen den französischen Ambassadoren und den Eidgenössischen Republiken spezialisiert.

Geschichte habe ihn schon immer interessiert, sagt er und fügt an, dass im nächsten Jahr seine Dissertation «Verhandeln mit Republiken. Die französisch-eidgenössischen Beziehungen im frühen 18. Jahrhundert» veröffentlicht wird. Solothurn und insbesondere die Erbauer-Familie des Schlosses hatten bekanntlich während dieser Zeit eine Schlüsselposition inne. Entsprechend ist die Stadt heute noch voll von den architektonischen Zeugen aus der Ambassadorenzeit.

1. Schweizer Schlössertag

Auf Schloss Waldegg kann am Schlössertag in die Welt des Barock eingetaucht werden.

Programm:
10 – 17 Uhr Entdeckungstour für Kinder im und ums Schloss.
10.45 Uhr Szenische Führung mit Schlossherrin Maria Margaritha von Besenval (45’).
11.30 – 13 /14 –16 Uhr Früchte und Gemüse konservieren wie früher. Demonstration von Regula Gygax und Rita Steiner, Wallierhof.
11.30-13.30 Uhr Mittagessen
13.30 Uhr Führung mit Konservator Andreas Affolter (45’).
15.15 Uhr Szenische Führung mit Schlossherrin Maria Margaritha von Besenval (45’).
Den ganzen Tag präsentiert sich zudem Schloss Heidegg LU den Gästen. (mgt)

Er sei aber eher zufällig während des Studiums genau auf diese Epoche gestossen, sagt Affolter, und nicht, weil er Solothurner sei. «Das hat eben auch immer mit dem Professor zu tun, mit dem man arbeitet. Zudem wirkte ich an einem Nationalfondsprojekt zu dieser Thematik mit». Während eines Jahres habe er auch an der Sorbonne in Paris diese Episode der Geschichte zwischen der Schweiz und Frankreich vertieft studiert.

Im Schloss und im Staatsarchiv

«Schlossherr» auf der Waldegg zu werden, sei natürlich ein Traumjob sagt Affolter, auch wenn er von dem 20 bis 30 Prozent-Pensum nicht existieren kann. «Deshalb bin ich froh, dass ich seit 1. September noch zu 50 Prozent im Solothurner Staatsarchiv angestellt bin.» Eine Tätigkeit, die sich mit dem Waldegg-Engagement sehr gut ergänzt. «Im Staatsarchiv bin ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Aufarbeitung der Altbestände des 17. und 18. Jahrhunderts zuständig.»

Was gibt es denn eigentlich für einen Konservator auf Schloss Waldegg zu tun? «Eine besonders wichtige Aufgabe ist momentan die digitale Inventarisierung der Objekte auf dem Schloss. In diesem Bereich können wir jetzt endlich richtig aktiv werden, da der Musesol – der Verbund der Solothurner Museen – eine Software-Lösung angeschafft hat, an der sich alle Museen beteiligen können und die gut anwendbar ist», so Affolter. Viele Objekte auf der Waldegg seien noch auf Kärtchen oder auf Excel-Tabellen verzeichnet, was nicht mehr zeitgemäss ist. Im Weiteren gehe es um die laufende Planung aller Aktivitäten auf dem Schloss, bei der sich Affolter einbringt oder auch den Lead übernimmt. «Der kommende, erste Schweizer Schlössertag am 2. Oktober, bei dem wir auch mit dabei sind, verlangt beispielsweise einige Koordination und Organisation».

Angebot erweitern

Wer als Konservator auf der Waldegg arbeitet, kann nicht nur wissenschaftlich aktiv sein, sondern er ist auch touristischer Eventmanager, Gastgeber, Schlossführer oder Ansprechperson für alle Belange rund um das Schloss. «Genau dies macht auch die Faszination dieses Amtes aus», sagt Affolter, der in Bern wohnt. «Der Kontakt mit den verschiedensten Menschen. Das freut mich ganz ausserordentlich.»

Zu seinen Zielen für das Schloss zählt Affolter, dass er das barocke Anwesen noch bekannter machen will. «Ich staunte, wie viele Leute mir sagten, sie seien noch nie auf der Waldegg gewesen, als ich von meinem neuen Engagement berichtete.» Intensivieren will der junge Historiker auch das Angebot von Führungen, die auf dem Schloss angeboten werden. «Weitere thematische Führungen, vielleicht auch verbunden mit Exkursionen in die Stadt Solothurn, kann ich mir sehr gut vorstellen.» Das Vermitteln von Geschichte liegt ihm, meint er noch und berichtet, dass er sich in seiner Freizeit als Vizepräsident und Sänger im Uni-Chor engagiert. Mit dem Funktionieren des Betriebes ist Affolter sehr zufrieden. «Das Team arbeitet super hier und ich bin stolz, ein Teil davon zu sein.»