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Bis zu 250 Asylsuchende finden Platz im neuen Bundesasylzentrum in Flumenthal. Am Samstag wurde die Anlage offiziell eingeweiht. Im Vorfeld sorgte der Bau für Unmut, besonders in der Gemeinde Deitingen. Nun geben sich alle Beteiligten Mühe, die Wogen zu glätten.
Zwischen Maisfeldern und einem Wäldchen geht die geteerte Strasse hindurch. Darüber knistert eine Hochspannungsleitung, direkt nebenan rauscht monoton die Autobahn. Die Strasse nimmt eine Kurve, geht nun an der Justizvollzugsanstalt im Deitinger Schachen vorbei. Gewaltige Zäune, Stacheldraht. Nach einer weiteren Kurve kommt ein anderes Gebäude in Sicht. Kleiner als das Gefängnis. Dreistöckig, graue Fassade, nüchtern, zweckmässig. Ebenfalls umgeben von einem Zaun, dieser wirkt jedoch deutlich weniger abschreckend. Er hat keinen Stacheldraht. Das Gebäude ist das neue Bundesasylzentrum in Flumenthal, das diese Woche in Betrieb genommen wird.
Verfahren werden im neuen Bundesasylzentrum keine durchgeführt. Es dient als Aufenthaltsort für Personen, die sich im Dublin-Verfahren befinden. Für deren Asylverfahren sind andere Länder zuständig, in Flumenthal warten sie auf die Überstellung an den zuständigen Staat. Weiter werden sich Personen mit negativem Asylentscheid, die auf ihre Rückweisung warten, im Asylzentrum aufhalten, ebenso Personen die sich in einem Rekursverfahren befinden.
Der Bau kostete rund zwölf Millionen Franken. Er bietet Platz für insgesamt 250 Personen. Für den Betrieb ist die private Firma ORS zuständig. Rund 20 Mitarbeitende werden zu Beginn in Flumenthal beschäftigt sein. Sie sind für die Betreuung zuständig. Essen, Sauberkeit, Beschäftigung. Die ORS hat den Zuschlag für die Betreuung der Bundes-Asylzentren in gleich drei Regionen bekommen: Westschweiz, Nordwestschweiz und Bern.
Für die Sicherheit auf dem Gelände ist die Firma Securitas verantwortlich. Die Asylsuchenden können sich frei bewegen und zwischen 9 und
17 Uhr das Gelände verlassen. Dabei werden jeweils Ein-
und Ausgangskontrollen durchgeführt. (rka)
Am Samstag wurde die Anlage mit einem Tag der offenen Tür offiziell eingeweiht. Der Andrang war gewaltig. Alleine an der ersten Führung durchs Zentrum kurz nach Mittag wollten gegen 100 Personen teilnehmen. Die Erklärversuche der Führerin gingen schnell einmal im Stimmengewirr unter, und so streiften die Menschen kurzerhand auf eigene Faust durch die Anlage. Sie begutachteten die Empfangsräume, die Zimmer für die medizinische Betreuung, für die Seelsorge. Weiter hinten befinden sich Schlaf- und Aufenthaltsräume. Grüne und gelbe Böden, weisse Wände. Eingerichtet ist noch wenig, einzelne Betten stehen rum, ein Sofa, ein Bücherregal, ein Töggelikasten. Auch die weiteren Räume – Schulzimmer, Fitnessraum, Ruheraum – sind alle noch unfertig. Man wolle die Räume dann zusammen mit den Asylsuchenden einrichten, heisst es bei der Führung. Als Beschäftigungsmöglichkeit.
Weitere Aktivitäten sind angedacht, die den Asylsuchenden Tagesstrukturen geben sollen – wie Deutschstunden oder Fussballspiele. Und auch ehrenamtliche Einsätze, die den Gemeinden zu gute kommen sollen, sind angedacht. Daneben profitieren Deitingen und Flumenthal noch auf einer anderen Ebene vom neuen Zentrum: Beide Gemeinden müssen keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen. Trotz dieser beiden «Zückerlis»: Gerade in Deitingen wollten die wenigsten dieses Zentrum. Den Bau bekämpften sie bis vor Bundesgericht – erfolglos.
Bei der Eröffnung gaben sich dann auch alle Parteien Mühe, die Wogen zu glätten. So dankte Mario Gattiker, Direktor des Staatssekretariats für Migration, in seiner Ansprache den Beteiligten für die konstruktive Zusammenarbeit: «Es ist wichtig, dass solche Fragen im Vorfeld geklärt werden. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Nun ist es an uns, unser Versprechen einzuhalten und für einen geordneten Betrieb zu sorgen.» Auch Bruno Eberhard, Deitingens Gemeindepräsident, hielt den Ball betont flach: «Ich habe ein gutes Gefühl, dass man vom Bund aus alles daransetzen wird, für einen geordneten Betrieb zu sorgen. Das muss sich jetzt in der Praxis zeigen.» Und weiter: «Deitingen wollte das Zentrum nicht, das ist bekannt. Doch jetzt ist es da, und jetzt machen wir das Beste draus.»
Durch das Zentrum muss der Kanton Solothurn weniger Asylsuchende aufnehmen. Wie viele genau, hängt von verschiedensten Faktoren ab und wird laufend berechnet. «Es sind bedeutend weniger», sagt Claudia Hänzi, Chefin im Amt für soziale Sicherheit. «Sodass wir deswegen unsere Strukturen anpassen werden.» Diese Woche nimmt das neue Zentrum seinen Betrieb mit 20 Asylsuchenden auf. Später werden es mehr werden.