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Politiker, Planer, Betreiber und Medienvertreter konnten sich am Mittwochnachmittag ein Bild vom baulichen Zustand des Weissenstein-Tunnels machen. Man ist sich einig: Der Tunnel muss saniert werden – aus den unterschiedlichsten Gründen.
Alt-Regierungsrat Walter Strauman amtete als «Zugsführer». Auf dem Bahnhof Oberdorf stand eine Extrafahrt durch den Weissensteintunnel mit Halt im Tunnelinnern auf dem Programm. Zweck war, der Presse aus erster Hand von Politikern, Planern und von der BLS die Situation um den Weissensteintunnel aufzeigen.
Walter Straumann, Präsident von Solothurn Tourismus, dankte dem Verein Tunnelkino, dass dieser seine Bahnwagons für diesen Anlass zur Verfügung stellte. «Noch dieses Jahr wird entschieden, wie es mit dem Tunnel weitergeht», kam Straumann auf den Punkt, «ob er saniert und weiterbetrieben werden kann oder nicht».
Ein Gläschen im Tunnelinnern
Der Zug nahm Fahrt durch den Tunnel auf und nach 6 Minuten wurde gestoppt. Der ganz eigene Geruch von Feuchte, Fels und Eisenstaub stieg beim Aussteigen in die Nasen. Es war Wasser tropfte von de Wänden und hin und wieder waren von den Wänden abgebrochene Steine am Boden zu sehen. Was man kaum für möglich hält: Im Tunnelinnern rauscht eine Quelle mit klarem Jurawasser. Sie wurde schon im Jahr des Tunnelbaues 1908 in einem Schacht gefasst. Hier bekam jeder ein Glas Absinth, aufgefüllt mit diesem Quellwasser.
Regierungsrat und Baudirektor Roland Fürst wandte sich im Zielbahnhof Gänsbrunnen an die Medienvertreter: «Die Solothurner Regierung kämpft um den Erhalt der Strecke und des Weissensteintunnels. Der Tunnel muss saniert werden, da gibt es keine Alternative.» Wie am Dienstag gemeldet, werde die Regierung ergänzende Ergebnisse zu der von ihr in Auftrag gegebenen Studie über den Weissensteintunnel einarbeiten, denn: «In den Mitwirkungsverfahren haben wir festgestellt, dass es Verbesserungspotenzial im Vorgehen, in Varianten, im Umfang und bei raumplanerischen Anliegen gibt. Die Studie wird also ergänzt und soll die Grundlage zuhanden des Bundesamtes für Verkehr der Solothurner Regierung sein.» Die Fahrt ging retour durch den Tunnel im offenen Kino-Wagen, wo den Gästen ein Film über den Weissensteintunnel aus dem Jahr 1999 vorgeführt wurde.
Langer Weg durch die Instanzen
In Oberdorf angekommen, beschrieb der Thaler Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (CVP) den Stand der Dinge in Sachen Weissensteintunnel auf der politischen Agenda. «Gründe, diese Bahn zu erhalten gibt es genug: staatspolitische, regionalpolitische. Jetzt gehe es darum, den schwierigen und langsamen Weg durch die Instanzen zu gehen. «Meine Aufgabe wird es nun sein, zu erwirken, dass das Parlament positiv zur Sanierung des Tunnels steht. Bis jetzt gibt es wenigstens keine negativen Signale», so der Herbetswiler. «Wir haben die BLS und das Bundesamt für Verkehr hinter uns.»
Als «advocatus diaboli» war auch Walter Weber, Ingenieur, am Anlass mit dabei. Er hatte vor 20 Jahren schon einmal eine Studie für eine Tunnelsanierung miterarbeitet. Damals seien die Kosten auf 6 Mio. Franken beziffert worden, allerdings ging es bei diesen Berechnungen nur um den Tunnel, ohne Fahrleitungen und anderes. Er könne die 170 Mio. Franken auch heute nicht nachvollziehen, meinte Weber und überreichte BLS-Mann Daniel Wyler einen «Stick» mit der damaligen Studie, für die BLS-Verantwortlichen.
«Wir möchten diese Linie gerne weiter betreiben»
Zum ersten Mal kam auch ein Vertreter der betreibenden Bahngesellschaft zusammen mit den regionalen und kantonalen Behörden und Politikern nach Oberdorf. Er sprach über die Haltung der BLS zur Bahnlinie und den Stand ihrer Planungen.
Was ist die besondere Schwierigkeit aus ihrer Sicht im Weissen steintunnel?
Daniel Wyler: Es fliesst hier mit die vier- bis fünffache Menge an Wasser als beispielsweise im Lötschbergtunnel. Das ist schon eine grosse Herausforderung für den Tunnelbau.
Können Sie die errechneten Sanierungskosten präzisieren?
Das bekannte Ingenieurbüro Amberg legte eine Studie zur Sanierung des Tunnels für 170 Mio. Franken vor. Diese Kosten entstehen, wenn der Tunnel für die kommenden 50 Jahre saniert würde. Würde man die Sanierung lediglich auf 25 Jahre ausrichten, rechnen wir mit 100 Mio. Franken Kosten.
Wie setzen sich diese Kosten zusammen?
Rund 60 Mio. Franken würden für die Sanierung des Gewölbes und die Entwässerung verwendet; 20 Mio Franken würde die Bahntechnik kosten und die restlichen rund 20 Mio würden für die Planung, die verschiedenen Verfahren und die Bahnersatzmassnahmen aufgewendet.
Woran liegt es, dass der Sanierungsgrad so hoch ist?
Wir haben uns bei der Übernahme der Linie vom Vorgänger sicher zu wenig gut über den Zustand des Tunnels informiert. Und man muss auch sagen, dass vorher schon eine zu lange Zeit nichts mehr gemacht wurde. Deshalb ist jetzt der Sanierungsbedarf so hoch.
Sie signalisieren, dass die BLS Interesse hat, die Linie weiter zu betreiben.
Ja, wir würden diese Linie gerne noch einmal 100 Jahre betreiben. Schliesslich ist das unser Kerngeschäft. Doch jetzt ist die Politik gefordert, dass die nötigen Gelder in nützlicher Frist gesprochen werden.
Wie steht es denn eigentlich momentan mit der Sicherheit im Tunnel?
Normalerweise werden die Tunnels alle zwei Jahre auf ihre Sicherheit geprüft. Wir waren erst vor kurzem im Weissensteintunnel und haben Netze angebracht, damit lose Steine nicht herunterfallen können. In diesem Tunnel sind wir aber jetzt jedes Jahr daran, die Sicherheit erneut zu überprüfen.
Werden Sie auch grössere Sanierungen heute schon vornehmen?
Nein, wir werden bis zum Jahr 2020 Sicherungen erst mal mit minimalen Mitteln durchführen.