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Chargé pour Vevey! Das Solothurner Weinboot machte sich am Donnerstag vor beeindruckender Kulisse in Richtung Vevey auf. Bei perfekten Bedingungen reisten Gäste und Pontoniere den ganzen Tag die Aare hinauf – bis nach Erlach. Doch fast ging das Wichtigste vergessen: der Wein. Doch auch hier wusste man sich zu helfen. Wäre ja auch zu schade gewesen: ein Weinboot ohne Wein. Am Freitag geht die Expedition weiter: Von Erlach fährt der Tross bis St. Aubin.
Wenn die Solothurner sich aufmachen, ihren Kanton zu vertreten, dann aber richtig. Und diesmal geht es nicht irgendwohin, sondern nach Vevey, an die Fête des Vignerons. Das Fest schlechthin. Und zwar auf dem Wasserweg, auf den Übersetzbooten, gesteuert von den Solothurner Sportpontonieren. Zwei Tage dauert die Reise. Und eben: Richtig solothurnisch unterwegs ist man. Abfahrt war um Punkt elf in Solothurn, elf «Kanonenschüsse» ertönten zum Abschied, mit elf Kilometern pro Stunde machte sich das Boot auf den Weg die Aare hinauf.
Hunderte Menschen fanden sich zum Abschied ihrer Böötler am Ritterquai ein. Die Hilari-Musik spielte auf, Regierungsrat Roland Heim liess sich bei der Abschiedsrede sogar zum Reimen hinreissen: «Chargé pour Vevey – wir hoffen sehr, dass bei der Ankunft in Vevey die Fässer sind nicht leer.» Egal ob am Aarequai, auf sämtlichen Brücken durch Solothurn, in Altreu oder noch weiter hinten, in Grenchen oder Büren: Überall standen Menschen und winkten dem Weinboot zum Abschied zu. Die Aare gehörte an diesem Tag ganz klar den Solothurnern.
Sportliche Kanuten und ein weinloses Weinschiff Nachdem wir den Trubel in Solothurn hinter uns gelassen haben, wird es langsam ruhiger. Doch auf der Aare ist immer noch einiges los. Das Öufi-Boot begleitet uns bis nach Altreu, und ein Boot des Solothurner Ruderklubs ist auch mit dabei. Auf etwa halber Strecke ein Schreckmoment: Der Wein ging vergessen. Oder in den Worten von Chefpontonier Martin Scheidegger: «Ein Weinboot ohne Wein, das ist zum Weinen.» Doch schnell ist die Rettung da. Ein Boot bringt einige Flaschen Bürgerwein vorbei. Immerhin ist aber auch Bürgergemeindepräsident Sergio Wyniger mit an Bord. Wäre ja zu Schade, müsste er seinen eigenen Wein missen.
Doch bei weitem war das Boot nicht allein unterwegs. Das Öufiboot war auf der ersten Etappe mit dabei, der Ruderklub Solothurn, zahlreiche Motorboote und Aareböötler kreuzten den Weg der Expedition. Die Stimmung auf dem Boot: gelöst. Dem vermochte auch der stärkere Wellengang auf dem Bielersee keinen Abbruch zu tun. So spritzte es immer wieder ins Boot. An nassen Füssen störte sich allerdings niemand. Einziges Opfer: der Laptop von Thomas Jud, Online-Verantwortlicher des Kantons. Nach einer besonders heftigen Welle verschwindet der Laptop in der Tasche.
Feuerwerk und Ruder Frisch gestärkt mit Fischknusperli vom Grünen Aff in Altreu, geht es weiter Richtung Büren. Mit an Bord: Melanie Mathys. Sollte der Motor also ausfallen, hätten wir ausgesorgt. «Sie würden schon rudern», meint sie lachend. Wie viel es bringen würde, wisse sie aber nicht. Kurz vor Büren lassen einige Menschen Feuerwerk am Ufer ab. Das können wir auch! Schnell wird die «Kanone», mit der wir uns in Solothurn elffach verabschiedet hatten, geladen. Und gefeuert. Büren, wir kommen. Schreckmoment, diesmal aber tatsächlich, beim Anlegen in Büren. Ein Fahrgast klemmt sich den Finger ein. Von nun an wird allen Gästen klar und deutlich gemacht: Finger gehören ins Boot.
Zwei Zwischenstopps wurden an diesem Tag eingelegt, in Altreu und Büren. Und während die Gäste auf jeder Etappe wechselten, blieben die sechs Pontoniere, die das Boot sicher steuerten, stets dieselben. Einer von ihnen ist Patrick Kunz: «Das hier ist einmalig. Das machen wir einmal im Leben – und dann vermutlich nie mehr.» Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, Wasser aus dem Boot zu schöpfen, ist er ständig dabei, die Gäste an Bord mit einem Spruch zu unterhalten.
Piraten Wir erreichen den Bielersee. Gemütlich fahren wir das Ufer entlang Richtung Petersinsel. Auf einmal: Kanonenschüsse. Piraten! Die Pontoniere wollen sich zur Wehr setzen, doch im entscheidenden Moment versagen die Nerven. Die Kanone bleibt stumm, wir werden geentert. Es stellt sich heraus: Es sind doch keine Piraten, sondern die Twanner Behörden, die uns die Weiterfahrt verweigern. Die Durchfahrtsbewilligung ging vergessen. Doch mit einigen Flaschen Solothurner Wein lässt sich das geradebiegen und sie lassen uns ziehen. Nach einen kurzen Stop auf der Petersinsel treffen wir pünktlich zur 1.-August-Feier in Erlach ein.
Eine Sonderlektion bekam dabei Regierungsrätin Brigit Wyss, und zwar in Sachen Kanonierwesen. Die Mini-Artillerie an Bord, die gehörig Lärm machte und mindestens ebenso stark stank, wurde noch näher vorgestellt. Ob sie sich auf diese Lektion jedoch verlassen kann, ist mehr als fraglich. Denn im entscheidenden Moment, als die Kanone tatsächlich gebraucht wurde, versagten die Nerven. Nämlich als bei Twann die örtlichen Behörden dem Boot die Weiterfahrt versagten. Aber was die Kanone nicht zu beheben vermochte, vermochten einige Flaschen Solothurner Wein. In freundschaftlichem Einvernehmen trennten sich die beiden Schiffe.
Nach einem kurzen Zwischenstopp auf der Petersinsel ging es weiter. Pünktlich zur 1.-August-Feier erreichte der Solothurner Trupp Erlach. Den ersten Tag überlebten die Solothurner Böötler – mit intakten Weinfässern und ohne Menschen über Bord geht es bereits weiter: von Erlach bis nach St. Aubin
Den ganzen ersten Tag im Liveblog gibt es hier nachzulesen.