Gassenfasnacht
Fledermaus traf auf Minnie Mouse

Die Nonne flirtete mit dem Bischof. Der Cowboy mit der Indianerin: In Solothurn tanzten und feierten die Narren bis tief in die Morgenstunden.

Hans Peter Schläfli
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Fasnacht in der Solothurner Altstadt
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Fasnacht in der Solothurner Altstadt

Oliver Menge

Man nenne es «Honolulu’s next Superbööggli» oder «SsdSs, Solothurn sucht den Superstar». Dieter Bohlen präsentierte seine neue Show «höchstpersönlich», und alle waren sie gekommen: Elvis Presley, ein Dutzend Roland McDonald’s, mindestens 100 Teufelchen und ebenso viele Engelchen. Das Spektakel war ein Genuss. In den Gassen pulsierte das Leben bis in die Morgenstunden. Denn ein Stammgast hat an der samstäglichen Strassenfasnacht gefehlt: der knöcheltiefe Pflotsch, der sich sonst mit den Konfetti zu einer kostümzerstörenden Pappe verbündet. Niemand hat ihn ernsthaft vermisst.

Fast alle waren kostümiert

Schon am frühen Nachmittag heizten die jungen 11i-Schränzer auf dem Märetplatz dem närrischen Volk mächtig ein. Später reisten dann die Guggenmusiken aus so exotischen Orten wie Bettlach, Trimbach oder Madiswil an. An jeder Ecke Honolulus spielten sie auf, und es wurde getanzt. Auf dem Friedhofsplatz lieferten sich die Guggen sogar Rivalenkämpfe: War ein Stück fertig, setzte sofort die nächste Guggenmusik ein, Pause gab es keine. Weil das Wetter optimal war, spielte sich die Gassenfasnacht auch wirklich auf der Gasse ab, und obwohl es sehr viel Narrenvolk hatte, hielt sich das Gedränge in Grenzen. Selbst vor den beliebtesten Events wie dem Bazillus im Landhaus oder der Party im «Chicken Chaotikum» gab es kaum Warteschlangen. Selbst in der Honolulu Bar und im Locandakeller fand man diesmal ein Plätzchen, um sich aufzuwärmen.

Die Nonne flirtete mit dem Bischof – nicht mit dir, Pirmin! –, der Cowboy mit der Indianerin. Seien es Krankenschwestern in kurzen Röcken oder Piloten mit ihren schnittigen Uniformen, die Klassiker unter den Kostümen waren die Renner. Fast neunundneunzig Prozent der Fasnächtler waren kostümiert, und sei es nur mit einer Perücke, dank der der Glatzkopf endlich wieder einmal zu «What ever you want» von Status Quo headbangen konnte. Es gab auch einige ausgefallene Ideen. So war etwa ein Bett mit integrierter Blondine in Honolulus Gassen unterwegs, und die Dufttannen rochen sinnigerweise nach grünen Äpfeln.