Derendingen
«Elsässli»-Garten ist mit Schwermetallen verseucht

In einem Garten im «Elsässli» wurde eine starke Bodenbelastung mit Schwermetallen festgestellt. Nun will das Amt für Umwelt zusammen mit der Gemeinde Derendingen den Boden untersuchen.

Rahel Meier
Drucken
Im Elsässli werden die Böden in den Gärten untersucht. Sie könnten mit Schwermetallen belastet sein.

Im Elsässli werden die Böden in den Gärten untersucht. Sie könnten mit Schwermetallen belastet sein.

Hanspeter Bärtschi

In einem Garten im Elsässli wurden so starke Bodenbelastungen mit Schwermetallen und organischen Schadstoffen festgestellt, dass das Amt für Umwelt und die Gemeinde Derendingen aktiv werden. Der Garten mit dem belasteten Boden darf vorerst nicht mehr für den Gemüseanbau genutzt werden. Zudem werden weitere Grundstücke im Elsässli auf ihre Belastung hin untersucht.

«Wir wollen wissen, womit wir es hier zu tun haben.» Gemeindepräsident Kuno Tschumi begrüsste am Donnerstagabend Mieter und Eigentümer der Liegenschaften im Elsässli zu einer Information. «Wir waren perplex, als wir hörten, was im Garten am Blumensteinweg gefunden wurde», meinte er.

Teerplatten und Dachpappe

Gaby von Rohr, Leiterin der Fachstelle Bodenschutz im Amt für Umwelt, erklärte anschliessend, wieso ihre Behörde überhaupt aktiv wird. «Wenn belastete Böden vermutet oder aufgefunden werden, sind wir von Gesetzes wegen dazu verpflichtet, für weitere Untersuchungen zu sorgen.» Konkret wurden im betroffenen Teerplatten gefunden. «Eher aussergewöhnlich ist, dass nicht nur der Ort, wo der Teer lag, belastet ist, sondern der ganze Garten.»

Woher die Bodenbelastungen kommen, ist unklar. Bekannt sei auch, dass in mehreren Gärten Dachpappen auftauchten. «Das Elsässli hat als Quartier eine schon lange andauernde gemeinsame Geschichte. Es ist darum gut möglich, dass wir auch in anderen Gärten zu hohe Belastungen vorfinden.»

Alte Gärten fast immer belastet

«Es kann aber auch ein Einzelfall sein», so von Rohr. Tatsache sei, dass Gärten, die älter als 50 Jahre seien, fast immer einen relativ hohen Schadstoffgehalt aufweisen würden. «Nur ist dieser meist nicht problematisch für uns Menschen.» Schadstoffe könnten mit der Luft übertragen werden. Seien sie erst einmal im Boden, gehe es sehr lange, bis sie ausgewaschen oder abgebaut werden.

Zuerst untersuchen: Erst danach allfällige Massnahmen

ls Erstes werden nun weitere sechs Gärten im Elsässli untersucht. Alle Grundstücke, in denen gegraben wird, gehören der Gemeinde. In den Gärten werden jeweils zwei bis drei Teilflächen untersucht. Mit Handbohrgeräten wird auf einem rund zehn mal zehn Meter grossen Gebiet zirka 20 Zentimeter tief gebohrt. 15 bis 25 Proben ergeben zusammen, eine Mischprobe, die anschliessend im Labor analysiert wird.

Mit den Untersuchungen will das Amt für Umwelt (AfU) Klarheit schaffen, über das Ausmass der Bodenbelastung. Gesucht werden Schwermetalle wie Blei, Kupfer, Cadmium oder Zink und dazu organische Stoffe. Ausserdem werden Fremdstoffe, wie etwa der Teer, untersucht. Auch wird versucht herauszufinden, woher die Schadstoffe kommen.

Die Proben sollen im Juni entnommen werden. Im August könnten erste provisorische Ergebnisse vorliegen. Danach bleibe noch Zeit für weitere Abklärungen. Definitive Ergebnisse liegen laut Gaby von Rohr (AfU) wohl erst im Herbst vor.

Erst danach könnten allfällige Massnahmen getroffen werden. Das Bodenschutzkonzept Schweiz macht hier genaue Vorgaben. Die unterste Stufe ist der Richtwert. Liegt der Schadstoffgehalt unter diesem Wert, ist die Bodenfruchtbarkeit langfristig gewährleistet. Eine Nutzungseinschränkung ist möglich, wenn die Bodenbelastung so hoch ist, dass sie den so genannten Prüfwert überschreitet.

Wird gar der Sanierungswert überschritten, ist eine Nutzungsgefährdung vorhanden. Dann wird ein Nutzungsverbot für den Garten ausgesprochen und eine Sanierung ist notwendig. (rm)

Als Erstes werde die Bodenfruchtbarkeit gefährdet. «Wie schädlich ein Stoff ist, hängt von seiner Art, der Menge und seiner Wirkungsdauer ab.» Jeder Schadstoff wirke zudem anders. So sei beispielsweise Kupfer für Schafe problematisch, für Menschen jedoch erst in sehr hohen Mengen. Auch Asche sei ein Schadstoffträger. «Und Asche wird häufig in den Gärten ausgebracht.»

Elf Kubikmeter Teerplatten

Anschliessend an die Information meldete sich ein Einwohner des Elsässli. Er erklärte, dass er vor rund 15 Jahren elf Kubikmeter Teerplatten aus seinem Garten entfernen liess. Die Teerplatten waren überall auf dem Grundstück. «Wenn es heiss war im Sommer, hat man es gerochen.» Auch andere Bewohner erzählten Ähnliches. Eine junge Frau wollte wissen, was sie denn nun mit ihrem Gemüse machen soll. Gaby von Rohr erklärte, dass dieses im Moment verzehrt werden könne. Gut waschen oder die äusserste Schicht abschneiden, sei eine Vorsichtsmassnahme, die viel bringe.

Was es denn bedeute, wenn ein Garten saniert werden müsse, fragte ein anderer Bewohner. «Den Boden abtragen und neuen Boden einbringen», macht von Rohr klar. Einfach nur den Boden mit Humus überdecken, sei keine Variante. Die Schadstoffe würden nach oben wandern.

Nicht in Hektik verfallen

«Mir ist klar, dass Sie besorgt sind und jetzt bis in den Herbst im Ungewissen bleiben, Das ist unangenehm», so Gaby von Rohr. Trotzdem mache es keinen Sinn, in Hektik zu verfallen, Vor allem sei es nicht ratsam, dass jetzt alle auf eigene Initiative selbst auch Proben analysieren lassen würden. «Dann haben wir verschiedene Messungen, von verschiedenen Büros und können diese nicht vergleichen», so Kuno Tschumi.