An der Heso Solothurn ist er prominent vor dem Haupteingang parkiert: Der 12 Meter lange Hybrid-Bus. Der Busbetrieb Solothurn und Umgebung (BSU) macht damit Voraus-Werbung in eigener Sache.
Ab dem 1. Februar 2011 wird der 12 Meter langer Hybrid-Bus, angetrieben von einem Diesel- und einem Elektromotor, auf dem ganzen BSU-Liniennetz zu Testzwecken eingesetzt. Dasselbe gilt für den Regionalverkehr Bern Solothurn (RBS), der gleichzeitig einen Hybridbus auf ihrem Bus-Streckennetz im Grossraum Bern fahren lassen wird, wie RBS/BSU-Sprecherin Fabienne Thommen auf Anfrage erläutert.
«Wir wollen in einer dreijährigen Testphase evaluieren, ob sich Fahrzeuge mit dieser Antriebstechnik für den Einsatz auf dem BSU- und RBS-Netz eignen», sagt Thommen weiter. Bereits im vergangenen November wurde ein solcher Bus während drei Tagen vom RBS getestet. Nebst dem Fahrverhalten bei vielen Stopps, bei Steigungen, in Kurven, usw. werden in der Evaluationsphase auch «harte Fakten» zusammengetragen. Wie hoch ist die Einsparung des Treibstoffes gegenüber einem herkömmlichen Diesel-Bus? Wie hoch sind die Wartungskosten?
Warum kein Hess-Bus vor Heso?
Auf der Front- und Heckpartie des Hybrid-Buses vor der Heso prangt prominent der Schriftzug des schwedischen Busherstellers Volvo. Dabei befindet sich nur wenige Kilometer westlich von Solothurn mit der Firma Carrosserie Hess AG ein eigenständiger, arrivierter und über die Grenzen hinaus agierender Produzent von Fahrzeugen für den öffentlichen Verkehr. Eine ihrer Spezialitäten sind auch Hybrid-Busse. Warum also Volvo und nicht Hess?
Die Frage drängt sich auf, nachdem in den vergangenen zehn Jahren der BSU für rund 6,6 Millionen Franken 14 Niederflurbusse in zwei Tranchen beim deutschen Hersteller Mercedes und bei der Mercedes-Tochter EvoBus AG eingekauft hatte. Das sorgte in der Region für rote Köpfe, letztlich aber wurde der Vergabeentscheid akzeptiert, nachdem die kantonale Schatzungskommission entsprechende Beschwerden abgewiesen hatte. Der Bellacher Bushersteller habe keinen zwölf Meter langen Hybrid-Bus zur Verfügung stellen können, begründet Fabienne Thommen den Entscheid. Aber im kommenden Frühling werde der BSU/RBS zusätzlich je einen Hybrid-Bus von Hess und Mercedes während anderthalb Monaten testen, versichert sie.
«Erstaunt und enttäuscht»
Alex Naef, CEO der Hess-Gruppe, bestätigt, dass Hess noch keine 12 Meter lange Hybrid-Busse im Produktionsprogramm habe. «So gesehen hatten wir nicht das richtige Produkt.» Aber offiziell habe RBS/BSU nie angefragt, ob Hess einen Hybrid-Bus vor der Heso ausstellen wolle. «Unsere Belegschaft und das Umfeld hat das mit Erstaunen und teilweise mit Enttäuschung zur Kenntnis genommen.» Es wäre durchaus möglich gewesen, einen 18 Meter langen Hess-Gelenkbus mit der Hybrid-Technologie zur Verfügung zu stellen. In Solothurn verkehrten ja auch Gelenkbusse.
Alex Naef will aber kein Öl ins Feuer giessen. Immerhin werde der BSU auch einen Hess-Hybrid-Gelenkbus testen, wenn auch nur während vergleichsweise kurzer Zeit. Der Verband öffentlicher Verkehr habe einen Hess-Bus für ein Jahr lang gemietet, um ihn in verschiedenen Städten wie Luzern, Thun, Lausanne, Basel und eben Solothurn testen zu lassen. Zur Frage, ob da die Chancengleichheit - der Volvo-Bus wird während 3 Jahren getestet, der Hess-Bus nur einen Monat - bei einer allfälligen Anschaffung gewährt ist, wollte Naef keine Stellung beziehen. Nur soviel: Wenn es zur Ausschreibung der BSU kommen sollte, dann werde Hess nebst 18 und 25 auch 12 Meter lange Hybrid-Busse im Programm haben. Fabienne Thommen hält dazu fest: «Die Tests mit dem Hybrid-Bus der Marke Volvo sind absolut kein Präjudiz für die Wahl des Herstellers.» Zudem sei die Anschaffung solcher Busse überhaupt noch nicht entschieden.
Deutsche Städte stehen auf Hess
Grundsätzlich begrüsst Naef, dass die neue Technologie nun auch in unserer Region getestet werde. «Wir sind überzeugt von der Hybrid-Technologie und haben aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen mit den grossen Fahrzeugen begonnen. Inzwischen sind wir auch dank unserer 70-jährigen Erfahrung im Bereich der Elektromobilität europaweit einer der führenden Hersteller von Hybrid-Gelenkbussen.» Bis Ende dieses Jahres werde Hess weitere zehn dieser Busse nach Deutschland ausgeliefert haben. Inzwischen seien zusätzliche 20 Hybrid-Busse aus Leipzig, Dresden und Düsseldorf bestellt worden. «Das gibt für unseren Betrieb in Bellach eine solide Grundauslastung.» Das treffe auch auf die BSU-Werkstätten zu, die an fast allen Hess-Fahrzeugen Fahrbereitstellungsarbeiten durchführten. Naef: «Wir arbeiten hier sehr eng und gut mit der BSU-Werkstatt zusammen.»