Wieder führt das Solothurner Alte Spital im Mai den Aktionsmonat «Platz da» durch. Diesmal muss die Aktion allerdings wieder ohne einen zentralen Hotspot auskommen.
Wonnemonat ist «Platz da»-Monat. Diese Formel hat sich bei Solothurns Passanten in den vergangenen vier Jahren nach und nach eingeprägt. Die Idee: Durch einen breiten Fächer an kulturellen und sozialen Aktionen wird der öffentliche Raum in Solothurn jeweils im Monat Mai bespielt und belebt, erobert und erkundet. Der Aktionsmonat «Platz da» unter Federführung des Alten Spitals soll so die Nutzung des öffentlichen Raums hinterfragen und die Diskussion dazu anregen.
Wie Eva Gauch, Betriebsleiterin des Alten Spitals, verrät, wird gleichermassen wie schon 2016 auch der diesjährige Aktionsmonat ohne zentralen «Hotspot» auskommen. Zur Erinnerung: Im Vorjahr konnte die sogenannte «Spielstadt» als zentraler Begegnungsort wegen Bauarbeiten am Kreuzackerplatz nicht betrieben werden. «Nach dieser Erfahrung konnten wir feststellen, dass der Nutzen einer dezentralen Gestaltung von ‹Platz da!› überwiegt», so Gauch. «Und so sind wir heuer halt eben unterwegs.» Unterwegs unter anderem mit dem sogenannten «Adapter», einer mobilen Bühne und Werkstatt, die überall vielseitige Aktionen ermöglicht.
Ebenso wenig wird es im Mai 2017 einen zentralen visuellen Aufmacher geben: In Vorjahren beispielsweise wurde die Kreuzackerbrücke mit selbstgefertigter Strickware oder mit Pflanzgefässen ausgestattet, was die öffentliche Wahrnehmung umso mehr auf «Platz da» gelenkt hatte. «Wir hatten hierfür einfach kein geeignetes visuelles Konzept, das sich angeboten hätten», erklärt dazu Gauch. «Schliesslich ist ‹Platz da!› ein wandelbares Konstrukt. Es muss nicht sein, was es nicht ist.»
Und ebenso wandelbar ist die konkrete Ausgestaltung des Programms. Ins Auge sticht beispielsweise das Oltner Streetsoccer-Projekt für Randständige unter dem Verein mit dem sinnigen Namen «Aktion Platz für alle». Christoph Birrer lebte früher selbst auf der Strasse, hat über den Sport den Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft gefunden. So engagiert er sich heute im besagten Projekt, das nun als «Multikulti-Streetsoccer»-Turnier auch bei «Platz da!» seinen Platz hat. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Suprise-Strassenfussball-Turnieren und -Trainings für soziale Institutionen aus der Region.
Doch auch sonst ist der Faltflyer des Aktionsmonats eine Ode an die Bewegungsfreude: Die Stadtpolizei wartet mit einem Geschicklichkeitsparcours auf, die Berner Traditionssportart Platzgen macht ihre Aufwartung, eine Tanzperformance lässt die Passanten interaktiv teilhaben und auf dem mobilen Pumptrack lernt man sein eigenes Velo von einer neuen Seite kennen. A propos Velo: In einem Workshop lässt sich dieses für die laufende Saison ausflugsflott machen.
Weiter ergibt sich bei «Platz da» die Möglichkeit, selbst auf der Bühne zu stehen: theaterspielend, rappend, tandend oder dichtend. Dazu sind mitunter auch die Literaturtage im Aktionsmonat präsent. Der Kunst wird im Mai auch in anderen Formen gefrönt werden: So können alte Abfallkübel farbig umgestaltet werden – oder man erhält einen Einblick in Strassenkunst mit Kreide. Auch gesellschaftlich hochaktuelle Themen werden dem «Platz da!»-Publikum serviert: Das Blaue Kreuz beteiligt sich mit dem erfolgreichen Dauerbrenner – der alkoholfreien Blue Cocktail Bar – am Aktionsmonat.
Noch konkreter wird das Thema Prävention anlässlich der Dialogwoche Alkohol, die ebenfalls ihren Auftritt hat. Und mit dem ebenfalls ins Bewusstsein gerückten «Food Waste»-Thema trumpft «Platz da!» auf: Anlässlich eines Festessens gegen Verschwendung werden Laienköche aus verschiedenen Institutionen Währschaftes aus Rohstoffen zubereiten, die sonst unnötig im Abfall gelandet wären. Als weitere Gaumenüberraschung wird Guerilla Catering Street Food servieren.
Auch das Thema der zwischenmenschlichen Verständigung ist zentral. Anlässlich von Begegnungskaffees wird man «Living Libraries» begegnen. Es sind dies «lebende Bibliotheken», Menschen, die zum Beispiel einer Minderheit angehören und etwas zu erzählen haben. Und unter Ägide der Grauen Panther wird es hier auch zu Begegnungen zwischen Jung und Alt kommen. In die gleiche Kategorie fällt der Markt der Kulturen, der Einblick in fremde Traditionen, Tänze und Melodien vermittelt.
Weitere Veranstaltungen wie ein Pfadi-Spielfest, eine Aktion des Vereins Kiez, ein Bring- und Holtag, sowie eine Pflanzen-, eine Platten- oder eine Kleidertauschbörse sind ebenfalls Elemente von «Platz da!». Und: Ebenso wird die Jugendkommission, die den Aktionsmonat selbst auch finanziell unterstützt, anlässlich einer öffentlichen Kommissionssitzung das Jugendprojekt 2016, prämieren. «Leute, die einander sonst nicht begegnen würden, treffen plötzlich im Aktionsmonat aufeinander», so die erklärte Absicht von Eva Gauch, die dieses Jahr von Nico Barth unterstützt wird. Barth selbst war bereits 2014 Praktikant im Alten Spital und wird nun, nach abgeschlossenen Studium, zusammen mit dem ganzen Team des Alten Spitals, tragend bei «Platz da!» mitwirken.