Berufsbildung
«Akzent für die Berufslehre gesetzt»

Tag der Berufsbildung beim Bellacher Werkzeugbauer – Zahl der Lernenden ist gestiegen. «Wir wollen die Berufsbildung explizit stärken. Dazu haben wir die Zahl der Lernenden im laufenden Jahr von bislang 13 auf 21 erhöht.»

Franz Schaible
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Solothurner Zeitung

Das erklärte Fraisa-Chef Josef Maushart am gestern beim Bellacher Präzisionswerkzeughersteller erstmals durchgeführten «Tag der Berufsbildung». «Wir haben damit einen deutlichen Akzent gesetzt, um das bewährte duale Berufsbildungssystem zu stärken.» Ein Teil der zusätzlichen Ausbildungsplätze bei der Fraisa in Bellach wurde durch Lernende aus den beiden geschlossenen Fraisa-Betrieben in Oberdorf BL und Bärau BE besetzt.

Rund 50 interessierte Eltern, Lehrkräfte und Berufsbildungsfachleute liessen sich über das in Bellach eröffnete neue Ausbildungs- und Testzentrum in der Fraisa informieren. Ziel der künftig jährlich durchgeführten Veranstaltung sei es, den Austausch zwischen Lernenden, Ausbildungsverantwortlichen und Eltern zu intensivieren, führte Maushart weiter aus.

Handarbeit trotz Maschinen

Im Zentrum standen denn auch die «Stifte und Stiftinnen», die in den verschiedenen Abteilungen gekonnt über ihre Ausbildung berichteten. Zum Beispiel referierten der angehende Polymechaniker Ahmet Türkkol über die Abläufe in der Avor und sein «Berufskollege» Marc Fellmann über die Qualitätssicherung.

Der 18-jährige Martin Wüthrich, ebenfalls Lernender im 3. Lehrjahr zum «Polymech», lobte den modernen Maschinenpark in der Firma und insbesondere im Ausbildungszentrum. «Ich war immer mehr handwerklich orientiert. Ich bin kein Bürotyp», begründete Wüthrich seine Berufswahl.

Das trifft auch auf den 16-jährigen Real Elezi aus Subingen zu, der im Sommer die dreijährige Lehre als Produktionsmechaniker in Angriff nahm. «Ich lerne hier alles von Grund auf über das Drehen, Fräsen, Schleifen, usw.» Gleichzeitig sei trotz vieler Maschinen auch Handarbeit gefordert, sagt er lachend.

Demographische Entwicklung

Den Effort in der Berufsausbildung begründete Unternehmer Maushart «mit der strategischen Ausrichtung auf innovativste Technologien und Prozesse rund um die Werkzeugproduktion». Das werde künftig zu einem noch stärkeren Bedarf an qualifizierten Berufsleuten führen.

Hinzu komme die demografische Entwicklung. Sein Fazit: «Die Nachwuchs- und Personalfrage wird der entscheidende Wettbewerbsfaktor der Zukunft sein.»

Ausbildung muss «marktfähig» sein

Gleichzeitig räumte Maushart mit der Vorstellung von sicheren Arbeitsplätzen auf. Die gebe es nicht mehr, wie die grosse Krise im 2009 gezeigt habe.

Die Optimierung der Effizienz in allen Bereichen sei heute ein Dauerthema. So werde bei der Fraisa derzeit der Bereich Logistik kritisch durchleuchtet, scheute sich der Firmenchef nicht, Klartext zu reden. Es sei denkbar, dass die Logistik beispielsweise - weil zu teuer - ausgelagert werden könnte.

Aufgrund der generellen Unsicherheiten sei es die Verantwortung jedes Unternehmers, die Mitarbeitenden ausbildungsmässig so weit zu bringen, dass sie andere gleichwertige Stellen besetzen könnten. «Die Ausbildung muss also marktfähig sein.»

19 keine Stelle gefunden

Das sei der Fraisa gut gelungen. So hätten von den 187 Betroffenen der Restrukturierung inzwischen 162 eine definitive neue Lösung gefunden. «Nur» 19 Entlassene hätten noch keine neue Stelle gefunden.