Es isch immer so gsi – mit dem Refrain des Solothurnerliedes ist definitiv kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Diese Erkenntnis dürfte nun auch bei der Solothurner FDP angekommen sein. Dort sieht man derzeit nur rote Köpfe: Kein Wunder, zu oft ist bei wichtigen Personenwahlen der Wurm drin. Die jüngste Klatsche gab es jetzt bei der Regierungsratswahl. Von den Kräfteverhältnissen her hätten die FDP und die SP das Rennen locker machen müssen. Spielverderberin war indes die Grüne Brigit Wyss. Die ehemalige Nationalrätin und Bundesratskandidatin, weit über ihre schmale Basis hinaus akzeptiert, nutzte die Gunst der Stunde, wusste doch die freisinnige Kandidatin selbst in den eigenen Reihen nie restlos zu überzeugen.
Wenn man sich die frühere Dominanz des Solothurner Freisinns vor Augen hält, ist die derzeitige Nervosität der Parteioberen nachvollziehbar: Nationalratsmandate gingen scheibchenweise verloren, der abonnierte Ständeratssitz war 2011 nach 163 Jahren weg und jetzt der Verlust des Regierungssitzes. Weshalb? Der liberale, breit abgestützte Volksfreisinn solothurnischer Prägung mutierte schleichend zu einem Konzentrat-Freisinn der Wirtschaft und des Gewerbeverbandes.
Gleichzeitig hat die Partei ein gröberes Problem, was die Personalpolitik anbelangt. Eine Strategie scheint nicht vorhanden zu sein: Entweder lässt man Sesselkleber gewähren, die den Nachwuchs in ihrem Schatten verkümmern lassen, oder man schickt bei Majorzwahlen nicht die aussichtsreichsten Kandidaten ins Rennen, sondern verdiente Parteigänger, nur um diese nicht zu verärgern.
In zwei Monaten wird um das Präsidium der Stadt Solothurn gerungen. Franziska Roth, Kantonalpräsidentin der SP, greift Kurt Fluri an, der seit 24 Jahren im Amt ist. Den Freisinn erwartet ein weiterer, unangenehm harter Prüfstein.