An der Primarschule Egerkingen muss die Umgangssprache auf dem ganzen Areal Deutsch sein.
An der Egerkinger Volksschule sollen Migranten-Kinder zu Deutschkursen verknurrt werden können. Und dies nicht, weil sie kein Deutsch können, sondern wenn sie sich bewusst dafür entscheiden, sich in einer Fremdsprache zu unterhalten. Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi gibt selbst zu, dass dies eine rechtliche Grauzone ist. Das Wissen darum hinderte den Gemeinderat aber nicht, sich einstimmig hinter die Gemeindepräsidentin zu stellen.
Johanna Bartholdi vermutet wohl zu Recht, dass eine Mehrheit der Schweizer Eltern solch eine Regel begrüsst. Zu aufgeheizt ist die Ausländerdebatte momentan, dass ein solches Vorgehen bei einem grossen Bevölkerungsteil nicht gut ankommen würde. Die grundsätzliche Forderung nach Deutsch als Umgangssprache stärkt gewiss die integrative Funktion der Schule. Vor allem, wenn in einzelnen Egerkinger Klassen 70 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund haben.
Doch die Deutschkurse als Strafe schiessen übers Ziel hinaus. Es darf angenommen werden, dass die betroffenen Migranten-Kinder sehr wohl Deutsch können, aber absichtlich darauf verzichten. So verkommt der verordnete Sprachunterricht zu einer emotionalen Überreaktion und hat keinen Mehrwert für die betroffenen Schüler. Und auch die Haltung des Gemeinderats, der sich bewusst in einer rechtlichen Grauzone bewegt, ist nicht über alle Zweifel erhaben. Sollten Eltern gegen die von ihnen zu zahlenden Deutschkurse vorgehen und Recht bekommen, stünde der Gemeinderat mit abgesägten Hosen da.
philipp.felber@azmedien.ch