Vebo
Der lange Schatten

Kommentar zu den Spannungen in der Vebo Chefetage.

Theodor Eckert
Theodor Eckert
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Besuchstag in der VEBO (Archivbild)

Besuchstag in der VEBO (Archivbild)

Nadine Schmid

Wer sich um behinderte Menschen kümmert, muss ein guter Mensch sein. Wer mit Kriegsmaterial seinen Lebensunterhalt verdient, dürfte ein zweifelhafter Zeitgenosse sein. Hier Vorschusslorbeeren, dort Vorurteile. Da uns Waffenhändler nicht alle Tage begegnen, lassen wir das einmal so stehen.

In soziale Institutionen haben wir eher Einblick und können abschätzen, welch wertvolle Arbeit dort tagtäglich geleistet wird. Dass selbst diese guten Menschen zuweilen auch an sich selber denken und nicht nur für die Benachteiligten das Beste herausholen, soll vorkommen. So auch bei der renommierten Grossinstitution Vebo mit Hauptsitz in Oensingen.

Zum Thema gemacht hat dies ein FDP-Politiker vor knapp zwei Jahren im Solothurner Kantonsrat: Selbstdarstellung, Intransparenz bei Gehältern und Schlemmerei, so lauteten die «Anklagepunkte» gegenüber dem Management.

Die Debatte hat zumindest bewirkt, dass nun bekannt ist, wer wofür wie viel kassiert. Weniger Klarheit herrscht bezüglich des ersten Punktes. Der operative Chef Martin Plüss erachtete es als opportun, sich zum 50-Jahr-Jubiläum als Verwaltungsratspräsident installieren zu lassen.

Die Direktion wurde einer neuen Kraft übertragen: Gilbert W. Giger. Lange hat das Duo nicht harmoniert. Gestern wurde überraschend bekannt, dass Giger «per sofort» und (weniger überraschend) «einvernehmlich» einen Abgang mache.

Wer sich umhört, bekommt einiges zu hören. Der neue Direktor konnte sich unter seinem langjährigen Vorgänger ganz offensichtlich nicht richtig entfalten. Wen wunderts. Wenn der CEO eines Familienunternehmens Chef seines Verwaltungsrats wird, ist das nachvollziehbar und der Markt wird regulierend wirken.

In einer mehrheitlich von öffentlichen Geldern finanzierten Organisation dagegen, sollten andere Regeln gelten. Zu gross ist hier die Gefahr, dass durch Sesselkleberei ein ungünstiges Machtgefüge entsteht, bei dem kaum frischer Wind aufkommen kann.