Biel/Grenchen
Der gewollte und geplante Stau

Stau ist ein Ärgernis für jeden. Doch manchmal ist er gewollt: Mit einige Lichtsignalanlagen scheint dies jedenfalls der Fall zu sein.

Oliver Menge
Oliver Menge
Drucken
Stau ist nicht immer unausweichbar. Manchmal ist er auch menschengemacht, oder besser gesagt, menschengeplant. (Symbolbild)

Stau ist nicht immer unausweichbar. Manchmal ist er auch menschengemacht, oder besser gesagt, menschengeplant. (Symbolbild)

Alex Spichale

Auf meinem fast täglichen Arbeitsweg von Biel nach Grenchen und retour gehören einige Ärgernisse schon fast traditionell dazu. Über die einen, wie zum Beispiel den Stau auf dem Autobahnzubringer in Grenchen am Abend, braucht man kein Wort mehr zu verlieren. Auch nicht über die Kolonnen, die der Feierabendverkehr eingangs Biel regelmässig produziert.

Denn das sind Behinderungen, die aufgrund von zu viel Verkehr zu gewissen Zeiten entstehen. Und sie lassen sich vermeiden, indem man früher oder später losfährt, wenn der Hauptharst schon durch ist.

Das grösste Ärgernis allerdings ist komplett hausgemacht und ein schönes Beispiel dafür, wie Verkehrsplaner den Verkehr offenbar absichtlich ins Stocken bringen. Die Rede ist von der (schon nicht mehr ganz) neuen Lichtsignalanlage Ende Autobahn im Bözingenfeld in Biel.

Bevor man diese unsägliche Anlage in Betrieb nahm, lief dort der Verkehr vergleichsweise flüssig. Über den Kreisel gleich nach der Autobahnausfahrt konnten diejenigen, die in Richtung Süden – Mett – abbiegen wollten, ihre Destination erreichen, die anderen fuhren geradeaus auf den Riesen-Kreisel, der zur Transjurane führt. Wer auf die Autobahn in Richtung Grenchen–Solothurn einbiegen wollte, fand immer innert nützlicher Frist eine Lücke im Gegenverkehr. Stau habe ich dort fast nie erlebt in fünf Jahren.

Jetzt produziert diese Lichtanlage fast zu jeder Tageszeit Kolonnen. Die Autos stehen zur Hauptverkehrszeit auf der Autobahn auf dem Pannenstreifen und von der Stadt her über den Kreisel hinaus, der zur Rolex und den Supermärkten führt. Der Bus dorthin ist oft blockiert.

Doch damit nicht genug: Diese dämliche Lichtsignalanlage ist auch nachts in Betrieb, wahrscheinlich rund um die Uhr. Und obwohl man dort Fühler im Asphalt eingebaut hat, bleibt die Ampel auch um zwei Uhr morgens auf Rot stehen, selbst wenn weit und breit kein anderes Auto in Sicht ist.

In den gefühlten 5 Minuten, die das Warten dann jeweils dauert, habe ich mich schon oft gefragt, was denjenigen Verkehrsplaner geritten hat, der das verbrochen hat. Offensichtlich war er selber nie vor Ort, sondern hat diese Katastrophe am Schreibtisch geplant. Mit Absicht? Hatte er den Auftrag, die mehreren hunderttausend Franken, die eine so aufwendige Lichtsignalanlage kostet, auszugeben, weils so budgetiert war?

Übrigens: Im Brüggmoos bei der Müra, der Kehrichtverbrennungsanlage, hat man dasselbe Kunststück vollbracht. Dort gibts jetzt auch eine Lichtsignalanlage und Stau, wo vorher alles flüssig über einen Kreisel lief. Bezeichnenderweise sind beide aufwendigen Installationen an Orten gemacht worden, die in absehbarer Frist deutlich vom Verkehr entlastet werden.

Und von diesem Standpunkt aus betrachtet machen sie umso weniger Sinn. In einer Zeit, wo alle vom Sparen reden, ist das schon etwas fragwürdig, finde ich.