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Die SP fordert, dass die Lebensmittelkontrolle den Wirten nach den Augenscheinen ein Zeugnis schickt.
Für einige Wirte brachte das neue Jahr nicht nur Glück, sondern auch eine Flut an neuen Paragrafen. Mit dem 1. Januar hat der Kanton ein richtig schönes Regulierungspaket in Kraft gesetzt, das vor allem Quereinsteiger und angehende Wirte trifft: Wer ein Restaurant eröffnen will und nicht mindestens zehn Jahre Erfahrung vorweisen kann, der muss zum mehrwöchigen, teuren Kurs. Notabene beim Branchenverband.
Damit hat der Kanton eine zuvor gut funktionierende liberale Lösung kurzerhand über Bord geworfen – auf Wunsch der Solothurner Gastrobranche. Diese hat aus Eigeninteresse dank Lobbying erreicht, dass Quereinsteigern Hürden in den Weg gelegt werden. Ihr nicht ganz falsches Argument: Die Qualität wird erhöht, wenn jeder angehende Wirt ein Grundwissen vorweisen muss.
Jetzt will die Politik also wieder in die Gastrobranche eingreifen. Die SP fordert, dass die Lebensmittelkontrolle den Wirten nach den Augenscheinen ein Zeugnis schickt, das diese in ihrem Lokal aufhängen können – oder auch nicht. Auch hier geht es darum, die Qualität zu erhöhen. Doch siehe da: Dieses Mal wehrt sich der Gastroverband dagegen. Das ist paradox. Denn die vorgeschlagene Lösung ist klug und massvoll: Es gibt keinen Pranger; der Druck auf fehlbare Wirte erfolgt nur sanft. Es gibt keine Aushangpflicht. Der Konsument erhält trotzdem Transparenz, denn er kann nachfragen. Das Positive: Dies alles funktioniert praktisch ohne Bürokratie. Wer kann da etwas dagegen haben? Wirte jedenfalls, die nichts zu verbergen haben, sollten es nicht.
lucien.fluri@azmedien.ch