Bipperlisi
Der «ganz normale Bahnsinn»

Mit dem Ausbau des Bipperlisis in Solothurn auf zwei Gleise stösst der öV in eine neue Dimension vor.

Wolfgang Wagmann
Wolfgang Wagmann
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Ein Doppelspur-Gleis, hier im Baseltorkreisel.

Ein Doppelspur-Gleis, hier im Baseltorkreisel.

zvg

Er gilt als eigentlicher Schirmherr des öffentlichen Verkehrs und gehört zu seinen regelmässigen Kunden: Nationalrat und Stadtpräsident Kurt Fluri. Doch auch er schüttelt den Kopf, angesichts dessen, was vor seinen Augen, vor seinem Büro an der Baselstrasse geplant ist: Das Trassee der Aare Seeland Mobil, kurz der Schmalspurbahn Bipperlisi, soll ab 2023 auf rund 1,2 Kilometern zweigleisig ausgebaut werden.

Natürlich wird damit auch noch die Baselstrasse saniert, die Sicherheit verbessert und das Angebot für Fussgänger und den Veloverkehr optimiert. Aber im Endausbau bis Feldbrunnen dafür bis zu 40 Mio. Franken aufwenden? Für alle 100 Meter jeweils 3 Millionen? Da flachst sogar ein Kurt Fluri nur noch sarkastisch: Hätte man da nicht gleich einen Tunnel bauen können?

Solche Bilder gehörden in wenigen Jahren der Vergangenheit an: Das Bipperlisi verkehrt dann über die gesamte Baselstrasse auf zwei Geleisen, und die Autos fahren nicht mehr in der gleichen Richtung nebenher.
8 Bilder
Umbau auf der Baselstrasse: Schon im Baseltorkreisel soll ein Doppelgleis geführt werden.
Ein Doppelspur-Gleis, hier im Baseltorkreisel.
Die Haltestelle Sternen wird verschoben.
Blick die Baselstrasse entlang.
Wenn das Bipperlisi kommt, gibts eine Spur für die Autos. Velos haben einen eigenen Streifen.
Und so werden die Gleise dann beim St.Katharinen auf die Seite geführt
Die Visualisierung der Situation

Solche Bilder gehörden in wenigen Jahren der Vergangenheit an: Das Bipperlisi verkehrt dann über die gesamte Baselstrasse auf zwei Geleisen, und die Autos fahren nicht mehr in der gleichen Richtung nebenher.

Wolfgang Wagmann

Nun, das «Bähnli» grundsätzlich infrage zu stellen, erübrigt sich. Das hatten wir schon (mehrfach) und der Zug ist sprichwörtlich definitiv abgefahren. Die Ziele sind andere: Nach 2030 Bipperlisi im Viertelstundentakt und eine Verdoppelung des Passagieraufkommens. Dafür darf etwas investiert werden. Zumal der Bund kräftig an das Grossprojekt beisteuert. Und deshalb auch die Rahmenbedingungen diktiert. Viel zu sagen haben Anstösser und betroffene Betriebe wie immer bei Bahn-Projekten ohnehin nicht.

Die Bahn hat stets Vortritt. Auch bei Unfällen. Die hoffentlich mit der Sanierung weniger werden. Die Verantwortlichen sollten sich aber genau überlegen, wie sie die künftige Langzeit-Grossbaustelle auch möglichst «stadtverträglich» organisieren. Damit Solothurn diesen «ganz normalen Bahnsinn» halbwegs unbeschadet übersteht.

wolfgang.wagmann@chmedia.ch