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Kosmetikprodukte aus dem Nachbarland erobern gerade den Weltmarkt. Worin gründet das Geheimnis von «G-Beauty»?
Die Zeiten, als sie bloss Spielerfrau und Popsternchen war, sind längst vorbei. Victoria Beckham hat sich in den vergangenen 15 Jahren einen Namen als Stilikone, Modedesignerin und Beautyexpertin gemacht und sich längst von ihrem Mann, dem Ex-Fussballer David Beckham, emanzipiert. Die 46-jährige Britin hat ein untrügliches Gespür für Trends und gute Geschäfte.
Als sie vor zwei Jahren verkündete, einen eigenen Kosmetik-Brand auf den Markt zu bringen, war klar, dass die Beckham ihre Partner mit Bedacht auswählen würde. Sie entschied sich für den deutschen Biomediziner Augustinus Bader, einen älteren Herrn mit schlohweissem Haar.
Das mag vordergründig überraschen. So manch Kenner erwartete, dass sich Beckham mit einem smarten Koreaner zusammentun würde. Aus diesem Land kamen die Schönheitstrends der vergangenen Jahre, allen voran Tuchmasken, die heute in jedem Supermarkt erhältlich sind. «K-Beauty» mit unverkennbar poppigem Design gab den Ton an. Doch in den letzten zwei Jahren hat der Wind gedreht, und zwar Richtung Deutschland.
Galt «Made in Germany» bis dato als Qualitätsmerkmal vor allem bei Autos, Maschinen oder Bier, sorgt deutsche Effizienz nun auch in der Kosmetik für Furore. Beckhams Beauty-Partner Bader gehört zu einer Riege von Medizinern und Forschern, die sich mit nüchtern aufgemachten, in der Anwendung einfachen, aber sehr wirksamen Hautpflegeprodukten in Windeseile eine riesige Fangemeinde angelacht haben. Um die deutsche Luxuspflege ist in den sozialen Medien ein regelrechter Hype entstanden, erkennbar an dem Hashtag #gbeauty, «German Beauty».
Die Begeisterung für die deutsche Expertise angefacht haben einmal mehr die Stars. So schwärmen etwa Bloggerin Chiara Ferragni oder Schauspielerin Emma Roberts von Produkten des Labels Dr. Barbara Sturm. Der Doktortitel ist kein Marketinggag: Barbara Sturm ist Spezialistin für molekulare Medizin, unterhält eine Schönheitsklinik in Düsseldorf.
In Deutschland schon lange ein grosser Name, wurde die Welt auf sie aufmerksam, als sie ihre Pflegeprodukte für den Markt freigab. Neben Hyaluronsäure enthalten sie einen Wirkstoff, der ein Jungbrunnen-Enzym in den Zellen aktivieren soll und stark entzündungshemmend wirkt. Sowohl Sturms Seren als auch Crèmes haben inzwischen weltweit Kultstatus erreicht. Sturm lässt auf ihrer Website kurz und knapp verlauten:
Lange drehte sich bei Hautpflege vieles nur um Marketing. Nun betreten wir die Ära der innovativen und wirksamen Inhaltsstoffe und Produkte.
An Selbstbewusstsein mangelt es den Deutschen nicht. So nennt Bader, der neben der Beckham-Linie ein eigenes Beautylabel unterhält, sein Paradeprodukt schlicht «The Cream». Sie basiert auf einer ausgeklügelten Technologie, die die Haut dazu bringt, sich selbst zu reparieren.
«Der Körper selbst ist der beste Therapeut», sagte Bader im vergangenen Jahr gegenüber dem Magazin «Annabelle». Die Technologie entwickelte Bader notabene nicht, um den Kosmetikmarkt aufzumischen und grossen Gewinn zu machen. Vielmehr forschte er im Institut der Angewandten Stammzellenbiologie in Leipzig an einer Methode, schwere Hautverletzungen von Brandopfern zu heilen. Die Frage nach Schönheit sei für ihn immer noch zweitrangig.
Victoria Beckham wird das egal sein – der Primer und das Serum, die sie mit Bader auf den Markt gebracht hat, verkaufen sich gut. Einmal mehr hat sie das untrügliche Gespür für gute Geschäfte unter Beweis gestellt.