Es ist die Zeit der Maturfeiern. Auffällig ist, wie elegant die Schülerinnen und Schüler gekleidet sind. Da wundern sich nicht zuletzt die Eltern der Schüler.
Nach zwei langen Pandemiejahren werden die Matura- und Berufsschulfeiern endlich wieder normal durchgeführt. Über die Prüfungen haben sich die Schülerinnen und Schüler wohl nicht gefreut, doch über die nachfolgende Feier umso mehr. Die Kleider fallen entsprechend elegant aus. In manchen Kantonen waren sie schon zu sehen, im anderen kommen sie erst noch: Junge Männer im Hemd, teils trotz dem sommerlichen Wetter sogar im Anzug. Und junge Frauen in festlichen Röcken und kurzen Cocktailkleidchen.
Die eleganten Kleider fielen auch den Eltern auf: Zu ihrer Zeit in den 68er-Jahren wäre ein solcher Kleidungsstil noch als bieder abgetan worden. Seither sind die Abschlussfeiern immer eleganter geworden. Von jugendlicher Rebellion gegen die Konventionen ist nichts zu sehen. Die schicken Kleider bei heutigen Maturfeiern erinnern stark an die amerikanische Tradition des «Senior Prom», den Abschlussball der High School. Der Dresscode ist grundsätzlich elegant.
Nicht nur am Ende der Kantonsschule, auch zu Schlussfeiern auf anderen Stufen hat eleganten Kleidung Tradition. Seit fast hundert Jahren hat das damalige Technikum in Winterthur die Tradition der Frackwoche. Heute ist das Technikum ein Department der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und immer noch tragen die männlichen Absolventen in der Woche vor der Diplomübergabe Fracks.
Bei den Maturfeiern gibt es eine grössere Bandbreite an eleganten Kleidungsstücken: Einige Frauen sind beispielsweise in Hosenanzügen zur Feier aufgetaucht. Auf Anfrage sagen die Jugendlichen, sie hätten sich über die Gelegenheit gefreut, sich zu diesem Anlass besonders zu kleiden und den Abschluss einer Lebensphase angemessen zu feiern. Manche hatten dafür bereits Anzüge oder Kleider von früheren Anlässen wie einer Firmung, andere haben sich extra etwas Neues gekauft – und den Shopping-Trip genutzt, um Vorfreude aufzubauen. Ein 19-jähriger Maturand lieh sich für den Anlass extra eine Krawatte seines Grossvaters, weil er noch selbst keine hatte.
Zoé (19) hat sie sich mit Freundinnen abgesprochen, was sie anziehen wollen. «Aber alle sind so gekommen, wie sie sich wohlgefühlt haben», betont die Maturandin aus dem Kanton Aargau. Auch bei den Männern habe es keinen Zwang gegeben, im Anzug zu kommen. Auch ein schönes Paar Jeans mit Pullover oder Poloshirt wären akzeptiert worden, meint Maurin (19). Und doch: Die meisten wählten einen eleganten - ja man muss fast sagen: ernsthaften Aufzug.