Das coole Berlin macht sich für romantische Liebe und Geborgenheit stark. Und wir machen uns zum Dank dafür für diesen «Tatort» stark.
Ausgerechnet die Berliner. Machen sich in diesem «Tatort» für die romantische Liebe stark. Oder wie Drehbuchautor Markus Busch sagt: «Dass man es am Ende unter der Haut spürt – wie wichtig Empathie ist.» Dass ausgerechnet die Berliner plötzlich auf so traditionelle Werte wie Verbundenheit und Geborgenheit setzen, ist schlau. Weil die Wirkung umso grösser ist, wenn eine wie die feierfreudige Kommissarin Rubin (Meret Becker) zur Mutter des weiblichen Mordopfers leise sagt: «Finchen, das ist süss.»
So wurde die Tote von ihren Eltern genannt, die nach einem Sex-Date zu dritt ermordet aufgefunden wird – im Berliner Engelbecken zwischen Mitte und Kreuzberg. Und weil die Wirkung umso grösser ist, wenn einer wie der abgeklärte Kommissar Karow (Mark Waschke) melancholisch auf einen steinernen Engel schaut.
Dass Meret Becker und Mark Waschke wieder einmal ihre Seele in ihre Rolle legen, ist ein Grund dafür, diese Berliner Folge mit dem Titel «Die Kalten und die Toten» tief ins Zuschauerherz zu schliessen. Ein weiterer: schöne langsame Einstellungen (Regie: Torsten C. Fischer, Kamera: Theo Bierkens) und ein verschneites Berlin. Ein dritter Grund: ein insgesamt toller Cast. Besonders eindrücklich spielt Jule Böwe als von ihrem Mann betrogene Polizistin, die ihrem amoralischen Sohn nichts entgegenzusetzen hat ausser blinde Liebe.
Nicht zuletzt macht dieser «Tatort» dankenswerterweise deutlich, dass es kaum gut ausgeht, wenn Menschen sich zum «Ficken und Bumsen und Vögeln» treffen wie zum täglichen Toilettengang. Eine weise Erkenntnis – und das aus dem coolen Berlin!
«Tatort» aus Berlin: «Die Kalten und die Toten». Sonntag, 14. November 2021, SRF 1, 20.05 Uhr. Wir geben vier von fünf Sternen.