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Der argentinische Schlagersänger Semino Rossi tritt nächste Woche am VolksSchlager Openair auf dem Heitere Zofingen auf.
Der gebürtige Argentinier Semino Rossi kam 1985 nach Europa und liess sich in Österreich nieder. Zumindest in der Öffentlichkeit und auch in unserem Gespräch ist er ein Mann mit sonnigstem Gemüt. Aus der Ruhe zu bringen scheint den Musiker, der im deutschsprachigen Raum seit 15 Jahren erfolgreich als Schlagersänger unterwegs ist, nichts, aber auch gar nichts. Vor seinem Auftritt nächste Woche am VolksSchlager Openair auf dem Heitere in Zofingen unterhielten wir uns mit dem 57-jährigen Schlagersänger natürlich über das Leben, die Liebe und über sein neues Album, «So ist das Leben», das in der Schweiz Platz 1 der Album-Hitparade erreichte.
Semino Rossi, wo verbringen Sie Ihre Sommerferien?
Semino Rossi: Am Meer! Wir sind gern auf Sardinien, auch in Andalusien finde ich es sehr schön. Es soll warm sein. Ich will barfuss und mit kurzen Hosen herumlaufen und mag es, wenn mich nicht so viele Leute kennen. Mit meiner Familie war ich auch schon auf den Malediven, aber das muss nicht sein. Mit dem Flugzeug reise ich eigentlich nur, wenn ich mein Heimatland Argentinien besuche.
Bei uns wurden wieder Hitzerekorde gebrochen.
40 Grad – das ist meine Temperatur (lacht). Mir macht die Hitze nichts aus. Komischerweise sind die Menschen hier nie zufrieden. Erst war es zu heiss, jetzt ist es zu kalt, dabei sollten wir doch den Sommer und überhaupt das ganze Leben geniessen. Er wird ja leider nicht ewig bleiben.
Sie haben die Hälfte Ihres Lebens in Argentinien, die andere Hälfte in Österreich verbracht. Ist es das ständige Meckern, das uns Mitteleuropäer von den Südamerikanern unterscheidet?
Ich glaube, dass die Menschen hier sehr verwöhnt sind. Die Leute sollten alle mal eine Runde um die Welt drehen, nach Indien gehen, nach Lateinamerika, nach Afrika, um zu gucken, wie das Leben dort ist, wo du keine Arbeit, kein Auto, teilweise so gut wie gar nichts hast. Es reicht ja schon, wenn du dich in Süditalien, in Bulgarien umschaust. Verglichen mit den meisten anderen Ländern wohnen wir im Paradis, sowohl Österreich als auch die Schweiz zählen zu den reichsten Staaten auf der Welt. Alle haben eine Krankenversicherung, alle haben genug zu essen, fast jeder kann sich wenigstens einen kleinen Urlaub leisten. Wir alle sollten zufrieden sein.
Ihr Album heisst «So ist das Leben». Sind Sie selbst glücklich und zufrieden?
Mein Freund, das bin ich. Ich stehe um 6 Uhr in der Früh auf, trinke meinen Mate-Tee, gucke aus dem Fenster und sage «Danke, lieber Gott».
Was tun Sie selbst zum Beispiel für Ihre Gesundheit?
Oh je, ich achte leider nicht gut auf mich und auf mein Gewicht. Momentan habe ich fast zehn Kilo zugenommen.
Wie kommt das denn?
Ich war zwei Monate lang in Argentinien. Von 60 Tagen habe ich 52-mal gegrillt. Alle meine Freunde haben mich eingeladen, und die Mengen in Argentinien sind nicht klein. Bei uns isst jeder am Abend ein halbes Kilo Fleisch, das ist die Kultur.
Was haben Sie so lang in Ihrer Heimat gemacht? Wollten Sie sich mal wieder so richtig sattessen?
(lacht) Ich habe meine Mutter besucht. Die Mami hat ihren Sohn ein bisschen gebraucht, und wir haben ihren 84. Geburtstag gefeiert.
Wie geht es Ihrer Mutter?
Sehr gut. Mami ist total gesund. Im November machen wir zusammen eine Schiffsreise im Mittelmeer, bei der ich auch auftrete, auch Johnny Logan und Jürgen Drews sind mit dabei. Das wird eine wunderschöne Zeit, auf die ich mich sehr freue. Und auf meiner neuen CD habe ich extra für sie das Lied «Mütter sind die wahren Engel» komponiert und aufgenommen.
Hat sie das schon gehört?
Nein. Erst auf dem Schiff.
Sie singen auf dem neuen Album auch wieder einige Stücke auf Spanisch. Warum?
Für mich ist es eine grosse Ehre, diese Brücke zwischen zwei Kulturen sein zu können. Die Deutschen lieben die lateinamerikanische Mentalität, das hat man ja zuletzt bei «Despacito» gesehen, dem grössten Hit seit Jahren.
Sie sehen, zehn Kilo Übergewicht hin oder her, irgendwie jünger und hipper aus, tragen Bart und Ohrring. Wollen Sie Kollegen wie Ricky Martin nacheifern?
(lacht) Den Ohrring habe ich mir spontan machen lassen, als meine liebe Tochter Laura mir berichtete, dass sie Mama wird. Sie rief mich in Argentinien an, «Papi, du wirst Opa», ich habe vor Glück geweint und mir gedacht, dass bei dieser Nachricht irgendwas passieren muss. Ein Enkelkind bekommt man schliesslich nicht jeden Tag. Also habe ich beschlossen: Machen wir den Ohrring. Und einen Bart haben so viele Männer in meinem Alter. Bei George Clooney sieht der super aus, warum dann nicht auch bei mir?
Waren Sie bereit, Opa zu werden?
Für so etwas bist du nie bereit. Man verbindet «Opa», mit alt, aber das stimmt natürlich nicht. In der heutigen Zeit telefoniert auch der Opa mit Whatsapp. Ich will ein moderner, junger Opa sein, der nicht in den alten Zeiten hängen bleibt, aber trotzdem auch ein bisschen traditionell denkt.
Was für ein Opa möchten Sie sein?
Ich bin noch drei Mal so locker wie bei meinen Töchtern. Wir werden viel Spass haben, ich bin nicht streng. Ich finde, die Kinder müssen darauf vorbereitet werden, dass die Zeiten nicht leicht werden. Sie sollten einen Beruf lernen, den sie lieben, der ihnen aber auch eine gute Zukunft ermöglicht.
Ihre Frau Gabi ist Hebamme und war bei der Geburt dabei.
Ja. Sie hat Laura begleitet und war die erste Person, die unser Enkelkind gesehen hat.
Im Song «Das verflixte 7. Jahr» geht es um ein Paar, das Probleme hat. Handelt der Text konkret von Gabi und Ihnen?
Es geht darin um jede Beziehung, die es gibt. Keine Liebe ist immer nur harmonisch und ohne Konflikte. Die Krise kann im 7. Jahr passieren, im 3. oder im 24. Wenn sich zwei Menschen, erst recht aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlichen Gewohnheiten, verbinden, dann ist es normal, dass auch mal ein Crash passiert. Danach ist die Beziehung entweder beendet, oder sie festigt sich.
Hatten Sie auch mal einen solchen Crash?
Jedes Paar kennt das. Wir auch.
Wann war denn Ihr persönliches 7. Jahr?
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, in welchem Jahr das war, aber bei uns prallen manchmal zwei Welten aufeinander. Eine Kleinigkeit: Gabi geht gern Skifahren, ich kann und will das nicht, mir ist es zu kalt da oben auf dem Berg. Also bleibe ich zu Hause, und wir sind beide glücklich.
Haben Sie für sich beide entschieden, auf jeden Fall zusammenzubleiben, was auch immer passiert?
Nein, kein Mensch weiss, wie lange eine Beziehung, wie lange eine Liebe hält. Was für uns sehr wichtig ist: Wir respektieren uns. Gabi will mich nicht ändern, und ich will Gabi nicht ändern. Und vor allem: Wir lieben uns.
Ihnen fliegen die Frauenherzen zu, vor allem auf der Bühne. Wie halten Sie es mit der Treue?
Flirten ist erlaubt! Ich bin ein Mensch, ich habe Augen, und es gibt wirklich viele wunderschöne Frauen, genau wie es auch viele sehr attraktive Männer gibt. Also schauen und flirten – warum nicht? Aber die Grenze bestimme ich. Ich möchte zu Hause keine Komplikationen. Das kostet auch viel zu viel Geld (lacht).
Viele haben sich über die Trennung von Helene Fischer und Florian Silbereisen ereifert, auch das Ende der Beziehung von Thomas und Thea Gottschalk. Sie auch?
Nein! Ich kenne all diese Beziehungen nicht und habe dazu keine Meinung. Das sind alles nette Menschen, aber nur, weil wir ein bisschen populär sind, macht uns das zu nichts Besonderem. Jeden Tag trennen sich unzählige Paare. Meine Tante hat sich auch scheiden lassen. Na und? Das Leben geht weiter.
So ist das Leben.
Ganz richtig. Manche sagen «Wir machen Pause», andere halten gemeinsam durch, einige suchen dauerhaft einen neuen Weg. Ist alles okay. Soweit ich weiss, sind Helene und Florian Freunde geblieben, das finde ich sehr schön. Eine Beziehung ist Teil von einem Leben – aber sie ist nicht das ganze Leben.