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In seiner Mundartkolumne erklärt Niklaus Bigler diese Woche, was Schweinefett mit der Fasnacht zu tun hat.
In vielen katholischen Gegenden zählt der Schmutzig Donschtig zu den Höhepunkten der Fasnacht. Schmutz meint als Mundartwort nicht irgend einen Dreck, sondern tierisches Fett. Es wurde an besagtem Donnerstag noch einmal üppig gegessen, um körpereigene Vorräte für die Fastenzeit anzulegen.
Was das Wort genau bedeutet, sieht man am besten im Sprachatlas: in erster Linie ist es aus Speck gewonnenes Schweinefett. Das trifft namentlich für die westliche deutsche Schweiz zu, das Gebiet Basel–Aarau–Luzern–Bern. Oft wird der Begriff verdeutlicht als uusgloone Schmutz oder Söischmutz.
Weiter östlich, im Aargauer Jura und im Kanton Zürich, sagt man dem Schweinefett meistens Schmalz. Das Wort ist mit schmelzen verwandt, was ja gut zur Herstellung passt. Das gilt aber nicht für den Nordostrand der Schweiz (Schaffhausen bis Graubünden), wo das einfache Schmalz ‹Butter› bedeutet; andernfalls sagt man Schwiischmalz.
Im alpinen Raum zwischen Wallis und Glarus schliesslich heisst das Schweinefett Schmäär (althochdeutsch smero, dazu smirwen, schmieren; vgl. schwedisch smöre, Butter).
Ein altes «Fettwort» fehlt noch, nämlich das Unschlitt, im Dialekt Uuschlet, Ouschlet, Uuschlig, Ouschlig (althochdeutsch unsliht). Das ist nun weniger ein Küchenfett. Es stammt in der Regel vom Rind und diente unter anderem zum Abdichten von Fässern, zum Einfetten von Lederzeug, als Schmierfett am Wagen (Chaaresalbi) oder als Rohstoff für die Herstellung von Seife oder Kerzen.
Schon unsere Urgrosseltern hatten also einen differenzierten Fetthaushalt. Am gesündesten ist übrigens der Schmutz in der Bedeutung ‹Kuss›; aber das ist ein ganz anderes Wort.
Niklaus Bigler war Redaktor beim Schweizerdeutschen Wörterbuch (idiotikon.ch).