Die Organisation für Wirtschaft und Zusammenarbeit (OECD) vermisst regelmässig die Fähigkeiten der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler. Bei jeder neuen Publikation präsentiert sich ein vertrautes Bild: Im internationalen Massstab ist die Schweiz in Mathematik spitze, bei den Naturwissenschaften ziemlich gut, beim Lesen Mittelmass.
Im Jahr 2000, nach der erstmaligen Publikation, brach Hektik aus. Die Schweiz wurde überflügelt von den Asiaten und den Finnen. Die Wortschöpfung «Pisa-Schock» machte die Runde. Inzwischen versetzt die Studie das Land nicht mehr in Alarmstimmung. Die negativen Ergebnisse bei diesem globalen pädagogischen Schönheitswettbewerb haben sich nicht im Alltag niedergeschlagen: Die Schweiz steht wirtschaftlich gut da, die Jugendarbeitslosigkeit ist tief, die Integration von Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln kann sich sehen lassen. Ratings sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Pisa-Studie misst nicht, wie lebenstüchtig Teenager sind, wie sie sich im Berufsleben behaupten – sondern widerspiegelt bloss, wie geschickt sich die 15-Jährigen beim Lösen bestimmter Aufgaben anstellen.
Gänzlich wertlos sind die Ergebnisse aber nicht. Sie bestätigen etwa, dass Kinder mit Migrationshintergrund beim Lesen mehr Mühe bekunden. Das erhöht den Druck auf die Politik, diesem Problem zu begegnen. Zum Beispiel mit gezielter sprachlicher Frühförderung.