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Benjamin Griveaux schwächt Frankreichs Staatspräsidenten im ungünstigsten Moment.
Die französischen Medien sprechen von einem politischen Erdbeben – für Emmanuel Macron. Sein Kandidat für das Pariser Rathaus, Benjamin Griveaux, musste am Freitag das Handtuch werfen, nachdem kompromittierende Videos und SMS öffentlich wurden. Der 42-jährige Ex-Minister macht darauf einer Unbekannten Avancen sexuellen Inhalts, begleitet von gefilmten Masturbationsszenen.
Für die Verbreitung sorgte der russische Aktivist Piotr Pavlenski. Er erklärte, er habe die Videos in Umlauf gebracht, weil Griveaux ein intaktes Familienleben vorgaukle, es in den SMS aber selbst als «Gefängnis» bezeichne. Seine «Heuchelei» gehöre veröffentlicht. Griveaux begründete seinen Rückzug mit einer gewalttätigen Kampagne gegen ihn. Er werde in den sozialen Medien ständig beleidigt und mit dem Tod bedroht.
Beunruhigend ist die Entwicklung auch für den Staatspräsidenten. Paris ist die Königswahl bei den Kommunalwahlen von Mitte März, dem ersten nationalen Urnengang seit Macrons Machtantritt im Mai 2017. Griveaux war 2019 mit guten Chancen in den Wahlkampf gestartet; in den Meinungsumfragen fiel er aber auf den dritten Platz zurück, während sich in Frankreich eine Front gegen Macrons Rentenreform bildete.
Die Episode zeigt, wie schwer es dem Alleinkämpfer Macron fällt, erfahrene Politprofis um sich zu scharen. Griveaux war noch einer der gewieftesten. Sein Sturz fällt auf seinen politischen Mentor zurück. Macron sieht sich weiter geschwächt, obwohl er momentan alle Kräfte bräuchte, um seine Rentenreform durch die parlamentarischen Instanzen zu bringen. Wenn der Präsident die Kommunalwahlen verliert und mit seiner Rentenreform scheitern sollte, sähe es für seine Wiederwahl im Jahr 2022 schlecht aus.