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Die Gruppierung «Ärzte mit Blick aufs Ganze» schlägt dem Bundesrat in einem offenen Brief Lockerungen bei Läden und in der Gastronomie und die Abschaffung der Taskforce vor. Der Name von Jürg Lareida, Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes, steht auch unter dem Brief. Eingewilligt hat er aber nie. Doch auch er ist unzufrieden mit der Landesregierung.
In einem offenen Brief kritisieren 112 Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Schweiz die Strategie des Bundesrates als «zu schmalspurig». Ausserdem befürchten sie «erhebliche Nachteile» für die junge Generation. Sie verlangen unter anderem, Restaurants und Läden wieder zu öffnen.
Das Online-Fachportal «Medinside» berichtete diese Woche über die Vorschläge und veröffentlichte auch den offenen Brief der Gruppierung, die sich «Ärzte mit Blick aufs Ganze» nennt. Die Ärztinnen und Ärzte machen dem Bundesrat Vorschläge, wie er seine Massnahmen optimieren könnte, und bitten ihn, diese ernsthaft zu prüfen.
Neun der 88 Ärztinnen und Ärzte, die namentlich unterschrieben haben, kommen aus dem Kanton Aargau. Einer von ihnen ist Jürg Lareida. Lareida hat nicht nur eine Praxis in Aarau, er präsidiert auch den Aargauischen Ärzteverband, ist also der höchste Aargauer Arzt.
Dr. med. Allerödder Hans Peter, Praxis Gruppe Rupperswil
Prof. Dr. med. Diehm Nicolas, Zentrum für Gefässmedizin, Aarau
Dr. med. Feige Jörg, Hirslanden Klinik, Aarau
PD Dr. med. Hak Hong Keo, Zentrum für Gefässmedizin, Aarau
Dr. med. Kalka Christoph, Zentrum für Gefässmedizin, Baden-Dättwil
Dr. med. Kobler Simone, Praxis Stapferstrasse, Brugg
Dr. med. Lareida Jürg, Praxis Endokrinologie/Diabetologie, Aarau*
Dr. med. Pelle Martin, Praxis für Chirurgie und Phlebologie, Wohlen
Dr. med. Valetti Bettina, Hirslanden Klinik, Aarau
Steht er also hinter den Forderungen? Befürwortet er, Cafés, Restaurants, Läden und Hochschulen und Universitäten wieder zu öffnen? Will er die wissenschaftliche Taskforce des Bundesrates auflösen und durch eine neue, breiter abgestützte ersetzen? «Nein», sagt Lareda entschieden. «Ich stehe nicht hinter den Forderungen.» Seine Unterschrift sei ohne seine Einwilligung auf dieses Schreiben gesetzt worden.
Lareida führt aus, er habe schon Anfang Februar seine Bedenken geäussert, ob das Schreiben in die richtige Richtung stösst. Es gebe Punkte, hinter denen könne er nicht stehen, weil sie nicht wissenschaftlich fundiert seien.
Trotzdem ist auch der oberste Aargauer Arzt nicht einfach zufrieden damit, wie der Bundesrat in der Pandemie handelt. Lareida stört die Konzeptlosigkeit. Er sagt:
«Die Politik ist geprägt durch kurzfristige Entscheidungen und Hoffnungen, die sich nicht erfüllen.»
Er begrüsst es deshalb sehr, dass Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati in seiner Stellungnahme zu den Lockerungsvorschlägen angeregt hatte, dass auch ein Worst-Case-Szenario vorbereitet werde.
Für Lareida ist klar, dass die Massnahmen gelockert werden müssen. Aber der Bundesrat müsse auch klar sagen, was Sache ist. «Öffnen geht nur dann, wenn wir verhindern, dass sich zu viele Haushalte treffen», sagt Lareida. Die Situation im Moment sei «extrem vulnerabel». Wenn die Bevölkerung die Massnahmen oder vorsichtigen Öffnungsschritte nicht mittrage, könne es rasch kippen. «Deshalb ist es jetzt so entscheidend, dass der Bund klar kommuniziert und nicht einfach alle zwei Wochen einen neuen Kurs verkündet», sagt Lareida.