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Zahlreiche Lehrstellen, vor allem im Detailhandel und im Bau, sind noch offen. Die kaufmännischen Betriebe hingegen müssen sich keine Sorgen machen.
Im Fricktal gibt es noch zahlreiche Lehrstellen mit Lehrbeginn im kommenden August. Das zeigt ein Blick in den Kantonalen Lehrstellennachweis. Von den 389 in der Region gemeldeten Lehrstellen sind 86 – also rund 22 Prozent – noch nicht besetzt. Zwar ist es durchaus möglich, dass noch nicht alle Unternehmen ihre besetzten Stellen aktualisiert haben, dennoch ist die Zahl der freien Lehrstellen hoch. Im Gesamtkanton waren Mitte Mai jedenfalls nur 19 Prozent der Lehrstellen unbesetzt.
Auffällig sind dabei die branchenbezogenen Unterschiede. Kaum offene Lehrstellen gibt es im kaufmännischen Bereich. Im Fricktal sind von 67 gemeldeten Lehrstellen nur noch deren drei unbesetzt. «Dieser Trend ist ungebrochen», sagt dazu Yolanda Métrailler, Standortleiterin Rheinfelden des Berufsberatungsdienstes ask. «Schulabgänger wollen kaufmännische Lehren absolvieren.» Neben dem Interesse für den Beruf höre sie von den Jugendlichen oftmals die geregelten Arbeitszeiten als Argument für den Berufswunsch Kaufmann.
Auch der Trend, dass im Detailhandel Lehrstellen schwieriger zu besetzen sind, hält an. Alle Grossverteiler haben in der Region noch freie Lehrstellen. Insgesamt sind derzeit gemäss Lehrstellennachweis erst 38 der 54 Fricktaler Lehrstellen besetzt. Heisst auch: Rund ein Fünftel der freien Lehrstellen im Fricktal sind im Detailhandel angesiedelt. Mit ein Grund dafür sei wohl, «dass die Anstellungsbedingungen gerade in der Grenzregion nicht mehr so gut sind wie noch vor ein paar Jahren und dass beispielsweise Stellen auf Abruf wesentlich verbreiteter sind als früher», so Yolanda Métrailler.
Eine andere Erklärung hat Andrea Bauer, Mediensprecherin der Migros Aare: «Wir stellen fest, dass es Bereiche gibt, die bei den Jugendlichen weniger beliebt sind, wie beispielsweise die Fleischwirtschaft.» Tatsächlich sind drei der offenen Migros-Lehrstellen in der Region in diesem Bereich. Bauer betont aber auch, dass die Migros Aare in den vergangenen Jahren ihr Mindestziel punkto Lehrstellen stets erreichen konnte. Und: «Das Rekrutierungsjahr läuft bis zum 31. Juli. Somit nehmen wir auch jetzt noch Bewerbungen entgegen.»
Verhältnismässig noch deutlicher als im Detailhandel ist der Lehrlingsmangel in der Baubranche. Gesamtkantonal waren Mitte Mai noch mehr als die Hälfte der Lehrstellen nicht besetzt. Im Fricktal fällt vor allem ins Auge, dass von zehn Maurerlehrstellen erst drei besetzt sind – zwei davon erst seit Kurzem. «Die Besetzung der Lehrstellen wird schwieriger, bisher konnte dies aber zufriedenstellend gelöst werden», sagt dazu Yvonne Gredig, Leiterin Unternehmensentwicklung & Marketing/ Kommunikation bei der Erne AG Bauunternehmung in Laufenburg. Es sei leider so, «dass Bauberufe oft mit negativen Vorurteilen behaftet sind, obwohl die Zukunftsperspektiven höchst attraktiv sind». Mit Auftritten an Berufsschauen, versucht die Erne AG zudem, Junge wieder mehr für Bauberufe zu interessieren. Die Erne AG hat derzeit noch eine freie Maurerlehrstelle, bei der Ernst Frey AG in Kaiseraugst sind gar noch mehrere offen. Beide Firmen nehmen noch Bewerbungen entgegen.
Mehrere freie Lehrstellen mit Bewerbungsmöglichkeit gibt es auch noch als Fachmann Gesundheit – allerdings nur bei Spitex-Organisationen. Laut Simone Lützelschwab von der Spitex Fricktal AG wurden in den letzten Tagen aber noch Lehrverträge unterzeichnet. Sie hat auch Erklärungen, weshalb es für die Spitex derzeit schwierig sei, Lernende zu finden: «Wir sind als Ausbildungsbetrieb noch nicht so bekannt. Und wir verlangen früh eine grosse Selbstständigkeit.» Allgemein gehe im Gesundheitsbereich die Tendenz dahin, dass der Berufseinstieg nicht direkt nach der Schule erfolge, sondern später mit einer Zweitlehre.