Die Auswirkungen des Hitzesommers vor drei Jahren, als ganze Bachabschnitte austrockneten und zahlreiche Fische verendeten, wirkten als Weckruf: Der WWF Aargau will in die Aufwertung der Sissle investieren. Allerdings wird das Projekt am Fricktaler Bach derzeit von der Krebspest ausgebremst.
Die Sissle sei ein «Problemfluss». Das sagt Regula Bachmann, die in Magden lebende frühere Präsidentin des WWF Aargau. Probleme habe er vor allem in den vergangenen drei Jahren gehabt und bereitet – in den Megasommern der Jahre 2018 und 2019 insbesondere. Bilder vom ausgetrockneten Bachlauf rund um Sisseln machten das Problem augenfällig.
Besonders schlimm war es vor drei Jahren, im Sommer 2018: Der Kanton sistierte die Entnahmebewilligungen für die Sissle. Kantonsmitarbeiter nahmen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Bachpächtern Notabfischungen vor, um die unter Trockenheit und Hitzestress leidenden Fische andernorts ins Wasser zu bringen und so vor dem Verenden zu bewahren. Es galt, die Bestände aus dem seichten und zu warmen Wasser an kühlere Stellen zu zügeln – wobei trotz aller Bemühungen viele Fische verendeten.
Weil das Bachbett zu monoton ausfällt und zudem auch vielerorts die Beschattung des Sissle-Ufers fehlt, kann die Sonne dem Bach so zusetzen und ihm durch Austrocknung schaden. Zu dem Schluss kam auch der WWF Aargau und lancierte ein Sissle-Aufwertungsprojekt.
Das hätte eigentlich in diesem Sommer starten sollen. Es ist aber durch den Ausbruch der Krebspest an der Sissle im Mai vorerst zurückgestellt worden. Um die Tierseuche zu bekämpfen, hatte der kantonale Veterinärdienst die Sissle ab der Gemeindegrenze Hornussen/Bözen bis an die Mündung in den Rhein zum Sperrgebiet erklärt. Somit konnten auch die Aufwertungsarbeiten des WWF nicht über die Bühne gehen.
Geplant war der Bau einer tieferen Rinne entlang eines Abschnitts von 200 Metern. Dies mit dem Ziel, das Austrocknen des Baches künftig möglichst lange hinauszuzögern und den Fischen so eine grössere Überlebenschance zu bieten. Mehr Fliessdynamik, besserer Übergang vom Wasser- zum Landlebensraum, grössere Beschattung der Wasserfläche, um das Wasser kühler zu halten und so dem Austrocknen entgegenzuwirken – all das nennt Regula Bachmann als weitere Ziele des Vorhabens.
Bachmann, deren Bestreben es als Aargauer WWF-Präsidentin in den Jahren 2009 bis 2021 immer schon war, verbaute Flussufer zu revitalisieren und natürlicher zu gestalten, bedauert, an der Sissle gerade von der Krebspest ausgebremst worden zu sein. Deren Ausbruch sei so überraschend gekommen, dass auch zur Besprechung der Pläne mit den Fricktaler Sissle-Gemeinden und den Bachpächtern keine Zeit geblieben war.
Jetzt schätzt Bachmann, dass das Projekt im Frühjahr 2022 doch noch starten kann – womöglich dann in anderen Dimensionen und in Zusammenarbeit mit dem Kanton. Ein Augenschein, voraussichtlich im November, solle Klarheit schaffen über das weitere Vorgehen. Urs Savoldelli, Bachpächter im Abschnitt Sisseln, würde es begrüssen. Er sagt:
«Für Renaturierungen und ökologische Aufwertungen von Bächen sind wir Pächter immer zu haben.»
Er schränkt aber auch ein: Dass die Sissle austrockne, sei kein neues Phänomen. Schuld daran sei nicht nur der Klimawandel, sondern auch der Jurakalk, durch den das Bachwasser versickere.