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Am 2. Mai ist die Filiale letztmals geöffnet. Der orange Riese will neu bauen. Das von der Migros anvisierte Areal liegt jedoch in der falschen Zone.
Nun ist klar: Die Migros schliesst ihre Filiale in Kaiseraugst am 2. Mai. Endgültig. Den Mietvertrag für die 1000-Quadratmeter-Filiale in der Grossüberbauung Liebrüti hat der Detaillist auf Ende Juni gekündigt, im Mai und Juni wird der Laden rückgebaut.
Die Schliessung kommt nicht überraschend, denn die Filiale ist zum einen veraltet und hat zum anderen die Erwartungen nie ganz erfüllt, wie der orange Riese 2010 in der Mitarbeiterzeitung selbst schrieb. Zahlen kommuniziert Migros keine, sagt Mediensprecherin Andrea Bauer auf Anfrage. Doch im letzten Jahr, als die Kündigung des Mietvertrages bekannt wurde, liess Daniela Lüpold von der Medienstelle durchblicken: «Die Umsätze der letzten Jahre sind rückläufig.»
Das liegt wohl auch daran, dass die Lage im ersten Obergeschoss suboptimal ist. Zudem entspricht der Laden, der 1993 eröffnet und seither nie erneuert wurde, «nicht mehr den heutigen Bedürfnissen», sagt Bauer. Die technischen Anlagen seien am Ende ihrer Lebensdauer, ein Weiterführen der Filiale könne so nicht mehr verantwortet werden. Und eine Sanierung ohne gleichzeitigen strukturellen Mehrwert lohnt sich für die Migros nicht. Man habe jahrelang versucht, Verbesserungen zu erreichen, sagt Bauer. «Dies scheiterte aber aus diversen Gründen, beispielsweise gab es Einsprachen.»
Den Standort Kaiseraugst aufgeben, möchte die Migros allerdings nicht. Verständlich, denn Kaiseraugst prosperiert und ist wegen des Pharmaclusters als Wohn- und Arbeitsort gefragt. Dass ein Center hier funktionieren kann, beweist Konkurrent Coop mit seinem Megastore.
Vor einiger Zeit hat sich die Migros deshalb ein 3000 Quadratmeter grosses Grundstück an der Landstrasse gesichert. Hier würde der Detaillist gerne für rund zehn Millionen Franken eine neue Filiale hinstellen – nur: Das Areal liegt derzeit in der falschen Zone. Im Rahmen der laufenden Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) ist der orange Riese deshalb mit dem Anliegen auf die Gemeinde zugegangen, den Zonenplan so anzupassen.
«Über eine Änderung der Zone wurde noch nicht entschieden», sagt Gemeindeschreiber Rolf Dunkel. Man sei in engem Kontakt mit der Gemeinde betreffend BNO-Anpassung, so Bauer. «Die Migros Aare geht nach wie vor davon aus, dass dies bis Mitte 2020 der Fall sein wird und anschliessend mit dem Neubau der Filiale begonnen werden kann.»
Diesen Optimismus teilt Dunkel nicht. Er will zwar keine Prognose abgeben, sagt aber: «Der Prozess der Revision der BNO ist ein anspruchsvoller und zeitintensiver Weg und wird noch länger dauern. Wer die BNO-Prozesse kennt, weiss, dass eine Bautätigkeit ab Mitte 2020 definitiv ausgeschlossen werden kann.» Auf Nachhaken ergänzt er, dass «eine Bautätigkeit für eine Migrosverkaufsstelle in diesem und im nächsten Jahr nicht realistisch sein wird». Zonenkonforme Wohnbauten seien aber möglich.
Eine zusätzliche Hürde ist die Lage der Parzelle an der Schnittstelle von zwei Kantonsstrassen. Detailabklärungen, ob hier ein Standort überhaupt realisierbar sei, hätten noch nicht stattgefunden, so Dunkel. Hier wird der Kanton ein entscheidendes Wörtchen mitreden.
Für die nach dem Auszug der Migros frei werdende Ladenfläche sucht die Eigentümerin aktuell keinen Nachmieter. Eine Neupositionierung der Fläche soll erst nach dem Um- und Ausbau der Überbauung erfolgen. Kernstück des Projekts ist ein Wohnturm mit 125 Wohnungen. Wann es hier weiter geht, ist offen; Gemeinde und Eigentümerin geben derzeit keine Auskunft. Im letzten Jahr lag das Baugesuch aus; erhoffter Baustart war damals Anfang 2020.