Die politischen und gesellschaftlichen Anforderungen an das Gesundheitswesen der kommenden Jahre sind gross. Damit sie dafür gewappnet sind, prüfen die Spitex Muri und Umgebung, die Pflegimuri und das Altersheim St. Martin nun eine künftige Zusammenarbeit.
Im Bezirk Muri mangelt es so stark an Hausärzten wie nirgends im Kanton. Doch was die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung der Region angeht, ist Muri ein gutes Beispiel. Mit dem Spital, dem Altersheim, der Pflegi und der Spitex kann sich die Gemeinde ein breites Angebot auf die Fahne schreiben, von dem auch umliegende Dörfer profitieren.
Damit das so bleibt, und die Dienstleistungen der Institutionen in Zukunft optimierter und integrierter angeboten werden können, spannen die Verantwortlichen nun zusammen. Gemeinsam haben sie ein Vorprojekt gestartet, in dem sie Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit prüfen.
Denn die politischen und gesellschaftlichen Anforderungen, die auf sie zukommen, werden herausfordernd. «Darauf möchten wir vorbereitet sein. Und wir wollen nicht warten, bis beispielsweise die Strategie der gesundheitspolitischen Gesamtplanung (GGpl) des Kantons verabschiedet ist», erklärt Franz Hold, Präsident des Vereins Pflegimuri.
Zusammengetan haben sich der Verein Spitex Muri und Umgebung, die Stiftung St. Martin und der Verein Pflegimuri. Gemeinsam möchten sie zukunftsorientierte Versorgungs- und Organisationsmodelle der integrierten Gesundheitsversorgung entwickeln.
Ziel ist es, dass sie herausfinden, wo man künftig die Angebote und Ressourcen koordinieren und Dienstleistungen weiterentwickeln kann. Sie möchten dabei den Menschen ins Zentrum stellen und dessen Bedürfnisse aufgreifen. Aber auch das Thema Fachkräftemangel und die eigene Positionierung als gute Arbeitgeber sollen angegangen werden.
«Wir müssen nun mit allen Playern schauen, dass wir vorwärtskommen», so Daniel Räber, Gemeinderat, Vizepräsident des Vereins Spitex Muri und Umgebung und Mitglied des Stiftungsrates St. Martin. Denn die Zahlen der Zukunft künden diese Herausforderungen bereits heute an.
Laut Prognosen des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) braucht es bis im Jahr 2040 im Aargau 2800 Plätze in Pflegeheimen mehr als heute. «Die Anzahl der über 90-Jährigen wächst bis dann um 163 Prozent», veranschaulicht Hold. «Und ich bin sicher, auch das Wachstum im Spitex-Bereich wird explodieren», ergänzt er.
Das unter anderem aufgrund der Strategie ambulant vor stationär, aber auch, weil die Leute immer länger zu Hause leben möchten. Das müsse man überdenken, und damit auch den Fachkräftemangel und die Tatsache, dass das Personal je länger, je besser qualifiziert sein müsse.
Doch, so Hold und Räber, wenn die einzelnen Institutionen zusammenspannen, könne man gute Lösungen und auch Chancen finden. So gäbe es beispielsweise die Möglichkeiten von Seniorenzentren, von altersdurchmischtem Wohnen, wie es das bereits am Wiliweg gebe, oder auch das Koordinieren von Fachleuten, die institutionsübergreifend eingesetzt werden könnten. «Auch gemeinsame Investitionstätigkeiten könnte man prüfen», so Räber.
Nun gilt es, die Situation zu evaluieren. «Wir vergleichen unsere Dienstleistungen und schauen, wo es noch Lücken gibt, in welchen Bereichen man kooperieren und wo man etwas Neues aufbauen könnte», sagt Räber.
Das Projekt werde von einem erfahrenen Gesundheitsökonomen begleitet. Die ersten Resultate der Vorstudie werden voraussichtlich im Herbst kommuniziert, und zwar sehr transparent. «Die Apotheken, die Ärzte, das Spital und auch die Bevölkerung sollen immer Bescheid wissen», so die beiden.